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Arnoud van Doorn ist ein ehemaliges Mitglied der anti-islamischen Rechtspartei (Partij voor de Vrijheid – Partei für die Freiheit) von Geert Wilders. Er gab überraschend am 28. Februar im “De Telegraaf”, Hollands meist gelesene Zeitung, seine Konversion zum Islam bekannt. Dann flog er aus der Partei. Jetzt twitterte er seinen Übertritt zum Islam.

Ein niederländischer Biedermann: Arnoud van Doorn, erst Islamhasser, jetzt bekennender Muslim - Foto: picture alliance/ANP

Nach Doorns ehemaligen negativen Ansichten über den Islam, war für viele die Bekanntmachung seines islamischen Glaubensbekenntnisses (Shahadah) ein Schock und wird immer noch auf Twitter diskutiert, wo ihm allerdings auch viele Menschen zu seiner Wahl beglückwünschen.

In einem Interview mit al-Jazeera bestätigte Doorn seine Konversion zum Islam: "Mehr als ein Jahr lang habe ich mich intensiv mit dem Islam beschäftigt und durch Bücher und Gespräche gelernt."

Den Grund für seine Entscheidung erklärte er: "Ich bin eine Person, die unter die Oberfläche von Dingen schaut, ich urteile nicht nach dem Aussehen oder einfach was man so hört und sagt."

Zu seinem Austritt aus einer Partei, die bekannt ist für ihre offene Feindschaft zum Islam, sagte er Folgendes: "Wir alle machen Fehler. Aber ungeachtet davon, sehe ich, dass jede Erfahrung im Leben eine Bedeutung hat. Und meine eigene Erfahrung ist relevant für meine neue Entscheidung."

"Ich habe so viel aus so einer Erfahrung gelernt und glaube, dass es der Grund ist, warum ich jetzt Muslim bin. Es ist ein neuer Anfang in meinem Leben und ich bitte Allah, mich zu leiten."

Twitter Followers

"Willkommen, mein 10.000. follower", schrieb der niederländische Politiker Arnoud van Doorn am 4. März auf Twitter. Zwei Tage später waren es mehr als 13.300 Menschen, die ihm in dem sozialen Netzwerk folgten. Der Grund für die plötzliche Beliebtheit des bis dahin eher obskuren Lokalpolitikers: Der Islamhasser, Freund und Anhänger des rechtspopulistischen Politikers Geert Wilders, war zum Islam konvertiert.

Seither folgen ihm Tausende Muslime auf Twitter. Der TV-Sender "Al-Dschasira" interviewte ihn. Van Doorn stellte die Fragen und Antworten auf Englisch ins Internet, weil ihn seine neuen, muslimischen Anhänger darum gebeten hatten.


Sein Weg in die islamophobe Politik transformierte ihn, wie einst aus Saulus Paulus geworden war, sagt van Doorn. Im Kielwasser Geert Wilders wurde er in den Gemeinderat der niederländischen Hauptstadt Den Haag gewählt. Dort, so sagte er jetzt, geriet er ins Gespräch mit einem muslimischen Ratsmitglied namens "Abu Khoulani", der ihn schließlich bei der Den Haager As-Sunnah-Moschee einführte.

Es gibt keinen Gott außer Allah

Nach "ernsthafter Auseinandersetzung" mit dem Islam, über mehr als ein Jahr hinweg, habe er sich schließlich zum rechten Glauben bekehrt, schrieb van Doorn. Das islamische Glaubensbekenntnis schrieb er am 27. Februar auf Twitter, auf arabisch: Es gibt keinen Gott außer Allah, und Mohammed ist sein Prophet.

Das gute Jahr ernsthafter Auseinandersetzung war ansonsten kein gutes Jahr für van Doorn. Im Dezember 2011 war er aus Wilders' Partei, der PVV, ausgeschlossen worden, weil er, so die Vorwürfe, Fremden Zugang zu vertraulichen Dokumenten der Stadtverwaltung gewährt und weiche Drogen an Minderjährige abgegeben haben soll.

Das sah arg nach absteigendem Ast aus für den einst aufstrebenden Jungpolitiker, aber nun, mit explodierender Anhängerschaft auf Twitter und neuem Ruhm in den Medien, hat er vielleicht eine zweite Chance.

Fall erinnert an Ungarn


Der Fall erinnert stark an einen anderen aufstrebenden rechtspopulistischen Politiker, Csanád Szegedi, der einst als der kommende starke Mann der rechtsradikalen, offen antisemitischen Jobbik-Partei in Ungarn galt. Parteiinterne Rivalen brachten dann aber zutage, dass er eigentlich selbst Jude war (seine Großmutter und Mutter hatten ihm nie davon erzählt).

Seine politische Karriere war zerstört, er aber konvertierte mit derselben Entschlossenheit, mit der er gegen Juden gehetzt hatte, zum Judentum, nimmt seither Religionsunterricht und ist in Ungarn zu einer Art Berühmtheit geworden – obwohl er die Medien meidet bis zu einer selbst auferlegten Frist gegen Ende dieses Jahres. Da will er dann an die Öffentlichkeit treten und den neuen Menschen vorstellen, der er geworden ist.

Auch das mag sich am Ende als Weg aus der Sackgasse erweisen, als eine Entscheidung, die ihn zu einer neuen politischen Zukunft führen kann. Aller guten Dinge sind drei – man darf neugierig sein, welcher Rechtspopulist demnächst die Fronten wechselt.