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"Der Islam gehört zu Deutschland" - mit dieser Aussage hatte der ehemalige Bundespräsident Christian Wulff bei seiner Rede zu den Feierlichkeiten zu 20 Jahren Deutsche Einheit einerseits provoziert und gleichzeitig doch nur die Realität beschrieben: Rund vier Millionen Muslime leben in Deutschland. Der Zentralrat der Muslime in Deutschland nimmt den Ex-Bundespräsidenten jetzt beim Wort und plädiert für zwei gesetzliche islamische Feiertage. Normalität in Deutschland 2013 oder Beginn einer glaubenspolitischen Auseinandersetzung?

Die Sehitlik-Moschee in Berlin. © picture alliance / dpa/

Paul Zinken Zentralrats-Vorsitzender Aiman Mazyek schlägt je einen Feiertag im Fastenmonat Ramadan und in der Zeit des islamischen Opferfestes vor und hält dies für "ein wichtiges integrationspolitisches Zeichen".

Gleichzeitig würde "die Toleranz in unserer Gesellschaft" unterstrichen, sagte er den Zeitungen der "WAZ"-Gruppe. Es gehe allerdings nicht um arbeitsfreie Tage für alle Bürger, betonte er, sondern eher um eine Art Flexibilisierung. So könnten zum Beispiel bei der Polizei muslimische Beamte für Kollegen einspringen, die an Ostern gerne freinähmen, sagte er.


CDU gegen islamische Feiertage

Wolfgang Bosbach, Vorsitzender des Innenausschusses des Bundestags, bügelt die Forderungen des Zentralrats der Muslime glatt ab: Er sehe dafür "weit und breit keine Notwendigkeit" und Deutschland habe "keine islamische Tradition". Die derzeitigen Feiertage seien aus einer "christlich-abendländischen Tradition" heraus entstanden, sagte Bosbach der "WAZ".

Der CDU-Bundestagsabgeordnete Patrick Sensburg setzt in der gleichen Zeitung noch einen drauf und ruft dazu auf, "erst mal die Feiertage, die wir haben, auch zu schützen und nicht aufzuweichen". Es sei ein "Unding", was am Karfreitag in Berlin an Partyveranstaltungen "abgehe", so das Mitglied im Rechtsausschuss des Bundestages.

Auch aus der SPD kommt Widerspruch: NRW-Sozialminister Guntram Schneider hält eine Ausweitung gesetzlicher Feiertage für "wirtschaftlich nicht finanzierbar". Eine sinnvolle Lösung könne aber sein, "dass die Betriebe ihren nicht-christlichen Mitarbeitern an deren höchsten gesetzlichen Feiertagen Urlaubstage gewähren bzw. ausgleichsfrei geben, dort wo es Arbeitszeitkonten gibt", sagte er der "WAZ".

In Berlin und Hamburg ist das Recht auf Feiertage für muslimische Arbeitnehmer und Schüler hingegen schon umgesetzt. Im Jahr 2012 unterzeichneten Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) und Vertreter muslimischer und alevitischer Verbände einen viel beachteten Staatsvertrag, in dem unter anderem muslimische und alevitische Feiertage künftig den gleichen Status erhalten wie nichtgesetzliche christliche kirchliche Feiertage.

GMX