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Über Medina und das Grab des Propheten

Eine Hadsch-Reise ist kaum vorstellbar ohne den Besuch des Grabes des Propheten und Medinas. Manche Hadsch-Reisegruppen fahren schon vor der Weiterreise nach Mekka nach Medina, andere führen zuerst die Hadsch durch und haben im Anschluss daran einen Aufenthalt in der Stadt des Propheten, möge der Segen und Friede Allahs auf ihm sein. Dankbar können diejenigen sein, deren Zeit in Medina möglichst lang bemessen ist. Einig sind sich alle darin, dass die Erfahrung des besonderen Segens dieser erleuchteten und strahlenden Stadt und ihrer Atmosphäre, und vor allem natürlich der des Besuches des Gesandten Muhammad und seiner Moschee, eine einzigartige, mit nichts sonst auf dieser Welt vergleichbare ist. Die Rechtsgelehrten betrachten den Besuch Medinas in Verbindung mit einer Hadschreise als eine sehr wünschenswerte Sache.

Besuch beim Propheten Abgesehen von einem Besuch im Rahmen der Hadsch gilt der Besuch des Grabes des Propheten generell als Teil der Sunna. In dem berühmten Werk über den Gesandten, Asch-Schifa, von Qadi ‘Ijad, heißt es dazu: „Das Besuchen seines Grabes ist Teil der Sunna und es ist sowohl exzellent als auch wünschenswert. Ibn ‘Umar sagte dass der Prophet gesagt hat: „Meine Fürsprache ist sicher für alle, die mich besuchen.“ (Ibn Khuzaima, Al-Bazzar und At-Tabarani). Anas ibn Malik berichtete, dass der Gesandte Allahs gesagt hat: „Wer mich in Medina besucht um Allahs Willen ist mir nah, und ich werde am Tag der Auferstehung für ihn Fürsprache einlegen.“ (Al-Baihaqi und andere). Und er sagte auch: „Wer immer mich nach meinem Tod besucht, so ist es, als habe er mich zu meinen Lebzeiten besucht.“ (Al-Baihaqi).“ Qadi ‘Ijad erwähnt, dass Imam Malik es nicht mochte, wenn man das Wort „besuchen“ in diesem Kontext verwendet, da die Leute es auch für das sich gegenseitig Besuchen verwenden, und er bevorzugte eine besondere Formulierung wie etwa „wir haben den Propheten gegrüßt, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden gewähren“. Qadi ‘Ijad schreibt weiter: „Hinzu kommt, dass es für die Leute lediglich empfohlen ist, sich gegenseitig zu besuchen, während es eine starke Verpflichtung ist, das Grab des Propheten zu besuchen. „Verpflichtung“ meint hier die Empfehlung und Ermutigung, dies zu tun, nicht die Verpflichtung, die eine gesetzliche Pflicht ist. Qadi ‘Ijad berichtet weiter, dass Imam Malik es nicht mochte, das Wort „Grab“ mit dem Propheten zu verbinden. Er bevorzugte demgegenüber, wenn man sagt: „Wir haben den Propheten besucht.“ Dies liegt an der Aussage des Propheten: „O Allah, lasse mein Grab nicht zu einem Idol werden, das nach mir angebetet wird. Allah war sehr zornig mit Leuten, die die Gräber ihrer Propheten als Moscheen nahmen.“ Daher vermied Imam Malik das Wort „Grab“, um die Tür zu einer solchen Handlung zu verschließen, sagt Qadi ‘Ijad als eine Erklärung dazu. Und weiter: „Ishaq ibn Ibrahim, der Faqih, sagte, dass wenn jemand auf Hadsch geht, er nach Medina gehen sollte mit der Absicht, in der Moschee des Gesandten Allahs zu beten, den Segen im Sehen seiner Rauda (einem Platz zwischen dem Grab des Propheten und seines Minbar) zu suchen und den seines Grabes, des Platzes, wo er saß, der Orte, die seine Hande berührt haben und der Orte wo seine Füße gegangen sind, der Stelle, an der er sich anzulehnen pflegte, wo (der Engel) Dschibril sich zu ihm mit der Offenbarung herabkam und der Orte, die mit den Gefährten (des Propheten) und den Imamen der Muslime, die dort lebten, verbunden sind. Er sollte all diese Dinge berücksichtigen.“ Was die Aussprüche und Bittgebete beim Betreten der Moschee und am Grab des Propheten betrifft, so gibt es dazu mehrere Überlieferungen. Laut Ibn Wahb hat Imam Malik gesagt, dass der Grüßende sagen soll: „Friede sei auf dir, O Prophet, und die Barmherzigkeit Allahs und Sein Segen.“ Und man sollte auch die beiden Gefährten und Khalifen Abu Bakr und ‘Umar, die neben dem Propheten begraben sind, grüßen. Man kann auch durch andere dem Propheten Grüße übermitteln lassen. Der Kalif ‘Umar ibn Abdu’l-Aziz etwa pflegte dies zu tun.


Die Moschee des Gesandten Nach dem Betreten der Moschee sollte man, möglichst in der Rauda, zwei Gebetseinheiten beten. Der Prophet sagte: „Der Bereich zwischen meinem Haus und dem Minbar ist eine der Weiden (Rauda) des Gartens. Mein Minbar ist auf einem der erhabenen Gärten des Gartens.“ Dann soll man am Grab des Propheten stehen, mit Ergebenheit und Respekt, den Segen auf ihn erbitten und ihn preisen so sehr man kann. Man grüßt Abu Bakr und ‘Umar und spricht Bittgebete für sie. Man betet viel in der Moschee des Propheten, Tag und Nacht, und man sollte nicht vergessen, die Moschee von Quba’ und die Gräber der Märtyrer zu aufzusuchen, sagte der Gelehrte Ibn Habib. Imam Malik war der Ansicht, dass das lange Stehen am Grab des Propheten für jemanden, der von einer Reise kommend in Medina eintrifft oder aus Medina abreist bzw. von Medina zu einer Reise aufbricht, erlaubt ist, während es bei den Einwohnern von Medina nicht üblich war, dies zu tun und er deswegen davon abrät. Al-Badschi sagte dazu: „Es gibt einen Unterschied zwischen den Leuten von Medina und Fremden, denn Fremde haben eine spezifische Absicht, dies zu tun, während die Medinenser dort leben und nicht (nach Medina) kommen wegen des Grabes und des Grüßens (des Propheten).“ Qadi ‘Ijad berichtet weiter, dass Muhammad ibn Maslama sagte, dass niemand absichtlich seine Stimme in der Moschee erheben solle oder irgend etwas offensives tun soll, sowie dass man sich von allen unerwünschten Dingen fernhalten soll, und dass alle ‘Ulama darin übereinstimmen, dass dies für alle Moscheen gelte.


Die Stellung Medinas Abu Huraira berichte, dass der Prophet gesagt hat: „Das Gebet in meiner Moschee ist besser als tausend Gebete in allen anderen Moscheen, außer der Masdschid Al-Haram“ (in Mekka). (Bukhari und Muslim). Imam Malik und die medinensischen Gelehrten interpretieren diesen Hadith so, dass das Gebet in der Moschee des Propheten besser ist als das Gebet in der Masdschid Al-Haram, aber weniger als 1000 mal besser. Dies wird gestützt durch eine Aussage von ‘Umar ibn Al-Khattab, der sagte: „Das Gebet in der Masdschid Al-Haram ist besser als 100 Gebete in anderen Moscheen“. Folglich wäre das Gebet in der Moschee des Propheten 900 mal besser, und dies belegt auch die Sicht von ‘Umar ibn Al-Khattab, Imam Malik und anderen Leuten von Medina, dass Medina im Rang über Mekka steht. Die Leute von Mekka und Kufa gehen hingegen von der Vorrangstellung Mekkas aus. Sie zitieren dazu den von Ibn Az-Zubair übermittelten Hadith des Propheten: „Ein Gebet in der Masdschid Al-Haram ist besser als hundert Gebete in meiner Moschee.“ „Wie auch immer“, schreibt Qadi ‘Ijad, „es gibt keinen Disput darüber, dass der Platz des Grabes des Propheten der beste Platz auf Erden ist.“ Daher wird unabhängig von den Ahadith über die Wertigkeit des Gebets in der jeweiligen Moschee die Vorrangstellung Medinas über Mekka als bekräftigt gesehen. Es gibt zahlreiche Ahadith vom Propheten über den außerordentlich hohen Rang Medinas und seine Vorzüglichkeit, dass der Prophet für diejenigen, die in Medina sterben, Fürsprache einlegen wird und dass Allah diejenigen, die in Medina, Mekka oder während der Hadsch oder ‘Umra sterben, ohne Rechenschaft und Bestrafung auferstehen lassen wird. Er sagte auch: „Medina ist wie eine Blasebalg. Es bläst hinweg, was unrein ist und lässt übrig, was rein ist.“ (Bukhari und Muslim).


Die Lebendigkeit des Propheten Schaikh Ibn ‘Alawi Al-Maliki zitiert in seinem Buch „Manhadsch As-Salaf“ zahlreiche Belege aus Qur’an, Sunna und von großen klassischen Gelehrten darüber, dass der Prophet sich in seinem Grab in einem Zwischenleben (hajat barzakhijja) befindet, das anders ist als bei anderen Verstorbenen, höher als das der Märtyrer und höher und perfekter als ein weltliches Leben, und denjenigen, der ihn grüßt, hört und ihm antwortet. Er widerlegt damit jene, die behaupten, er sei dazu nicht in der Lage. Der Prophet sagte selbst: „Die Propheten sind in ihren Gräbern lebendig und beten.“ (Al-Baihaqi, Ibn Hadschar). Zudem ist der Prophet mit seiner Umma verbunden, kennt ihre Zustände und ihre Taten und hört das, was sie sagen. Dazu werden von ihm entsprechende Überlieferungen zitiert, die von den großen klassischen Gelehrten mehrheitlich als zuverlässig gesehen werden. Auch Schaikh Ibn ‘Alawi Al-Maliki bestätigt, entgegen vereinzelten anderslautenden Meinungen, die Zulässigkeit, am Grab des Propheten Bittgebete zu Allah zu sprechen und mit dieser Absicht, den Propheten zu besuchen und ihn zu grüßen, nach Medina zu reisen. Und er bestätigt, dass es Konsens der großen Gelehrten der Umma ist, dass das Grab des Propheten der gesegnetste Ort auf Erden, einschließlich der Ka’ba, ist, wie es von Qadi ‘Ijad, Al-Qari, An-Nawawi, Ibn ‘Aqil Al-Hanbali, Ibn Abidin und anderen bestätigt wurde. Schaikh Osman Nuri Topbas schreibt über das von Imam Malik bestätigte Verhalten, sich beim Bittgebet in der Moschee des Propheten nicht in Richtung der Ka’ba, sondern des Prophetengrabes zu wenden: „Manche Muslime ignorieren diese Tatsachen und versuchen, die Pilger davon abzuhalten, sich dem Prophetengrab zuzuwenden. Sie sagen: ‘Grüße den Propheten - Allah segne ihn und schenke ihm Frieden - und geh weiter, dann wende dich zum Bittgebet der Ka’ba zu!’ Sie scheinen vollkommen zu vergessen, dass der Prophet - Allah segne ihn und schenke ihm Frieden - lebendig ist.“


Al-Maliki, As-Sajjid Muhammad ibn ‘Alawi Al-Hasani: Manhadsch As-salaf fi Fahm an-Nusus bain An-Nazariya wa at-Tatbiq. Kadi Iyaz: Sifa-i Serif, Bedir Yayinevi, ISBN: 975-8514-08-3. Qadi ‘Iyad: Asch-Schifâ bi ta’rif huqûq al-Mustafa. (verlegt u.a. bei Dar Al-Fikr und bei Dar Al-Kutub Al-Ilmiyya, beide Libanon). Qadi ‘Iyad: Muhammad, Messenger of Allah. Ash-Shifa of Qadi Iyad. ISBN: 187-4216-00-2 Topbas, Osman Nuri: Der Islam. Innere Wirklichkeit und äußere Form. Erkam Verlag, ISBN: 975-6736-95-X

von Yasin Alder , Bonn

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