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Einleitung

Unter den Menschen entstehen alle Arten von Konflikten. Aber statt sie mit friedlichen Mitteln zu lösen, erfolgt die Lösung nach Darwin – der Stärkere setzt sich durch – und der Stärkere zwingt dem Schwächeren seinen Willen auf. Dieses Vorgehen mag unter einigen Geschöpfen von Allah funktionieren, aber nicht beim Homo sapiens. Wir verfügen über einen Gerechtigkeitssinn, der unser Verhalten beeinflusst. Darum haben wir das Bedürfnis, die Ursachen eines Konflikts zu klären. Solange dies nicht angemessen geschehen ist, bleibt der Konflikt bestehen. Er löst sich nicht auf, sondern kann unzählige Formen annehmen, welche die Sache noch verschlimmern.

Dieses Gefühl für Gerechtigkeit ist im Islam sehr stark. Islam bedeutet Friede auf jede Art und setzt Gerechtigkeit bei der Lösung aller Konflikte voraus. Der Geschädigte muss mit dem Ausgang zufrieden sein. Den Frieden finden, führt zu Frieden unter allen Beteiligten.

Islamische Friedensgrundsätze

Islam setzt sich sprachlich aus zwei Bedeutungen zusammen: Islam basierend auf dem arabischen Verb salima/yaslemu bedeutet sich ergeben oder sich fügen. Dazu kommt das arabische Substantiv Salam – bestehend aus den Buchstaben sin, lam, mim oder s, l, m – mit der Bedeutung von Friede oder Friede erlangen. Ein alltägliches Beispiel dafür ist der Gruß der Muslime – as-Salamu `alaykum – Friede sei mit euch.

Laut dem Koran haben alle Propheten und Gesandten Allahs – von Adam bis Muhammad – den Islam gelehrt. Sie haben die Menschen dazu aufgerufen, sich dem einen Gott – Allah – zu fügen und sich für den Frieden einzusetzen. Das war auch die Botschaft von Noah, Abraham, Isaak, Ismael, Moses, Jesus und Muhammad, möge Allah ihnen Frieden schenken.

Also der Islam ruft dazu auf, in Friede zu Allah – Dem Schöpfer – zu leben und auch im Frieden mit sich selbst, den Mitmenschen sowie der Umwelt allgemein.

Jeder Konflikt – sei er zwischenmenschlich, in der Familie oder Gemeinschaft, national oder international – stört diesen Frieden.

Der islamische Grundsatz der Friedensbestrebung, wie er im Koran steht, gründet auch auf der Tatsache, dass alle Menschen einen gemeinsamen Ursprung haben – nafsin wahidatin. Diese Grundannahme kommt auch in der Schahada – dem Glaubensbekenntnis – zum Ausdruck.

Diese Gemeinsamkeit gebietet die gegenseitige Wertschätzung und Achtung unter den Menschen. Im Koran Sura al-Isra 17:70 steht: „Und Wir haben ja die Kinder Adams geehrt;“ Unser Schöpfer macht keinen Unterschied zwischen ihrer Ethnie, Religion, Abstammung oder Nationalität.

Einheit trotz Verschiedenheit

Im Islam wird das Anderssein von Menschen anerkannt. Wir sind verschiedener Herkunft. Dieser Reichtum ist ein Geschenk von Allah. Es ist offensichtlich in der weltumspannenden Gemeinschaft der Muslime. Wir sehen es in den USA, wo Muslime aus der ganzen Welt wohnen; in keinem anderen Land gibt es diese Vielfalt in der Gemeinschaft der Muslime. Aber trotz der Verschiedenartigkeit haben die Muslime etwas gemeinsam, den islamischen Glauben.

Diese Ungleichheit der Menschen erfordert, dass wir in unserer Gesellschaft, mit unseren Mitmenschen in Frieden leben und nicht in schlechten Beziehungen. Somit leben die Muslime in Amerika in einer bunten Gemeinschaft wie aus dem Schulbuch.

Die Lehren, die wir aus dieser bunten Gemeinschaft ziehen können sind, Dialog, Zusammenarbeit und die Entwicklung von gegenseitigem Verständnis. Das ist der erste Schritt zu einem friedlichen Miteinander und zur Lösung aller auftauchenden Konflikte.

Die üblichen Methoden der Konfliktlösung

Es gibt einige Gemeinsamkeiten zwischen den islamischen und westlichen Methoden der Konfliktlösung. So zum Beispiel den Dialog aufnehmen, verhandeln, entgegenkommen und Auseinandersetzungen friedlich beenden, national und international. Aber der Westen ignoriert beim Streben, ihre Friedensziele zu erreichen, oft die Empfehlungen der muslimischen Gelehrten und Fachleute zu internationalen Themen. Stattdessen bemühen sie sich, die islamischen Gesellschaften zu verändern, zu modifizieren und oder zu reformieren entsprechend ihren jeweiligen hegemonischen Absichten.

Als Weltmacht verhängt der Westen den Frieden oft durch politische Zwangsgewalt und die Ursachen des Konflikts werden nicht behoben. Was bleibt sind Millionen Flüchtlinge, Tote und Armut sowie die Zerstörung ihres kulturellen Erbes.

Die islamische Methode der Konfliktlösung und Friedenssicherung

Wie bereits erwähnt, bezwecken die islamischen Grundsätze die Friedenssicherung, gute Beziehung zu Allah und zu den Menschen. Eine Beziehung wird durch Konflikte gestört, sei es zwischenmenschlich, gesellschaftlich, national oder international. Die Beilegung des Konflikts entspricht der Gerechtigkeit. Aktive Friedenssicherung soll die Eskalation von Konflikten verhindern und einen stabilen Frieden sichern.

Nach dem Verständnis des Islam ist Friede eng verbunden mit Gerechtigkeit. Das eine kann ohne das andere nicht erreicht werden. Berechtigte Beschwerden des Geschädigten müssen ernst genommen werden, um den Frieden zu erreichen.

Allah ermahnt die Menschen auch im Koran zu Gerechtigkeit. O die ihr glaubt, seid Wahrer (der Sache) Allahs als Zeugen für die Gerechtigkeit. Und der Hass, den ihr gegen (bestimmte) Leute hegt, soll euch ja nicht dazu bringen, dass ihr nicht gerecht handelt. Handelt gerecht. Das kommt der Gottesfurcht näher. Und fürchtet Allah. Gewiss, Allah ist kundig dessen, was ihr tut. (Sura al-Maida 5:8)

O die ihr glaubt, seid Wahrer der Gerechtigkeit, Zeugen für Allah, auch wenn es gegen euch selbst oder die Eltern und nächsten Verwandten sein sollte! Ob er (der Betreffende) reich oder arm ist, so steht Allah beiden näher. Darum folgt nicht der Neigung, dass ihr nicht gerecht handelt! Wenn ihr (die Wahrheit) verdreht oder euch (davon) abwendet, gewiss, so ist Allah dessen, was ihr tut, kundig. (Sura an-Nisa 4:135)

Gelehrte empfehlen auch, islamische Ethik zu lehren, um Konflikte zu verhindern, zu schlichten und zu lösen. Dies ist ein Teil der persönlichen Entwicklung und das entsprechende Bewusstsein kann durch Dhikr (ständiges Gedenken Allahs und Seiner Gnaden), Gebete und Fasten entwickelt werden. Förderlich sind auch Wohltätigkeit und Nächstenliebe.

Jeder sollte auch Mitgefühl empfinden und Nachsicht üben, wenn jemand einen Fehler gemacht hat, und sich befreien von Gier, Selbstgefälligkeit, Materialismus und niemanden schikanieren, sondern friedlich und zuvorkommend miteinander leben.

Im Koran wird in diesem Zusammenhang der Begriff „Sulha“ verwendet. Er bedeutet Frieden anstreben, Versöhnung, Nachgiebigkeit und Schlichtung.

In den frühen Zeit der islamischen Geschichte haben muslimische Juristen eine Anzahl gesetzliche Vorgaben und Organisationen entwickelt und die verschiedenen Techniken angewendet, um Konflikte einvernehmlich beizulegen und Frieden zu erreichen. Dazu gehören Folgende:

Ernennung eines Friedensrichters (Qadi as-Sulh) um die Mediation, das Schiedsverfahren oder den Vergleich zu überwachen und den Fall abzuschließen sowie den Frieden wiederherzustellen.

Die Konfliktparteien können wahlweise ihren Fall durch einen Wasta (Dritten) lösen lassen, der die Beilegung des Konflikts im Interesse aller sicherstellen wird.

Es besteht die Möglichkeit des tahkiim (sich vertreten lassen). Der Vertreter wird im Auftrag einer Partei an der Verhandlung teilnehmen und sich für eine faire Lösung einsetzen.

Bei der Beilegung des Konflikts kann die Bezahlung einer Entschädigung abgemacht werden, die Erbringung einer Leistung an die Familie oder die Gemeinschaft oder eine – allenfalls öffentliche – Geste der Versöhnung.

Dieses Vorgehen und die dazu notwendigen organisatorischen Maßnahmen sollten wieder praktiziert, durch den Einsatz moderner Technologie verfeinert und an das jeweilige Umfeld angepasst werden. Es gibt schon einige Berater für Konfliktlösung und auch Ausbildungsangebote, um bei zwischenmenschlichen und familären Konflikten Hilfe anbieten zu können.

Damit auch größere Konflikte gelöst werden können, müssen unbedingt entsprechende Bemühungen in der muslimischen Gesellschaft unterstützt werden. Ebenso müssen politische und wirtschaftliche Stagnation und die Schwäche der muslimischen Gemeinschaften thematisiert werden. Dazu gehört auch das Aufarbeiten der historischen Gewaltakte aus der Zeit der Kreuzzüge und Kolonialherrschaft sowie der aktuellen Ereignisse.

Es darf auch erwähnt werden, dass es in den muslimischen Gesellschaften eine reichhaltige Auswahl von Traditionen, Kulturen und Wissen gibt, die dazu beitragen kann, Friedensbemühungen zu unterstützen und bestehende Konflikte zu lösen.

Siraj Islam Mufti, Ph.D. Universität von Arizona im Ruhestand und ehemaliger Seelsorger im US Justizdepartement. Kürzlich veröffentlichte er zwei Bücher: „Muslims At The Crossroads“ und „Basic Islamic Dynamics“. Dieser Artikel ist aus dem Buch „Basic Islamic Dynamics“ (Pastoral Care Publishers, April 2014). Die Bücher sind bei Amazon erhältlich.

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