- Geschrieben von : De-admin
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Veröffentlicht: 19. März 2018
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Viele Gelehrte und Studenten der Bibel haben beobachtet, wie ähnlich die Evangelien in den Episoden, die sie erzählen und in den Aussagen von Jesus, die sie berichten, sind. Diese Gelehrten und Studenten haben auch bemerkt, wie sich dieselben Passagen gerade bei manchen Einzelheiten sehr stark unterscheiden.
In den vergangenen dreihundert Jahren hat die Welt der biblischen Gelehrsamkeit eine kollektive Ansicht entwickelt, um das Rätsel zu lösen, warum die Evangelien einander so ähnlich und doch so verschieden sind. Das Ergebnis dieser mühsamen wissenschaftlichen Nachforschung war die Entdeckung, dass Matthäus und Lukas für ihre eigenen Evangelien von Markus und einer zusätzlichen Quelle, die „Q“ genannt wurde, abhängig waren.
Die Hypothese von den beiden Quellen wird allgemein als die grundsätzliche Lösung des synoptischen Problems anerkannt. Sie bleibt die Hauptposition der zeitgenössischen Gelehrten des Neuen Testaments.
Der späte protestantische evangelische Gelehrte F. F. Bruce schreibt:
“Die Schlussfolgerung, die normalerweise - und ich denke zu Recht - aus ihren vergleichenden Studien gezogen wurde, ist, dass das Evangelium des Markus oder etwas sehr ähnliches gewöhnlich als Quelle für die Evangelien des Matthäus und des Lukas diente...”[1]
Das Markusevangelium ist zwischen 65-70 nChr datiert. Es gibt zu dieser zeitlichen Festlegung eine allgemeine Übereinstimmung, der Konservative wie auch Skeptiker zustimmen und die in den meisten Einleitungen zum Neuen Testament zu finden ist.
F. F. Bruce schreibt zur Bekräftigung dieses Datums:
“Markus schrieb schrieb sein Evangelium eventuell in erster Linie für die Christen Roms, in den Nachwehen der Verfolgung, die sie ohne Warnung unter Nero ereilt hatte infolge des großen Feuers im Juli 64 nChr.“[2]
Wenn man diese Evangelien studiert, ist es ziemlich auffällig, dass Markus vom Stil, der Theologie und der Sprache her primitiver ist. Was noch wichtiger ist, im Markusevangelium ist der Mensch Jesus deutlicher zu erkennen als in den späteren Evangelien. Gelehrte argumentieren, dass die Darstellung von Jesus im Markusevangelium weit mehr dem historischen und realen Jesus entspricht.
Im Markusevangelium gibt es eine Fülle von Passagen, die Jesus als bloßes menschliches Wesen beschrieben. Derartige Passagen wurden später zu Stolpersteinen auf dem Weg der schwachen Gläubigen, Überlieferungen, die „gegen den Strich“ gehen und sind daher in den späteren Evangelien weggelassen worden.
Wenn man dieselben Erzählungen von Jesus untersucht, die in Markus und Matthäus berichtet werden, wird einem schnell klar, dass der Spätere das Evangelium des Markus aufgrund eines stärker werdenden Gefühls der Verehrung für die Person Christi abgeändert hat. Passagen, die die Unfähigkeit, Schwäche und Menschlichkeit Jesu´ zeigen, werden von Matthäus weggelassen und durch eine viel bessere Christologie ersetzt.
Natürlich waren nicht alle Veränderungen christologischer Natur. Tatsächliche Ungenauigkeiten, grammatikalische oder andere kleinere Fehler wurden von Matthäus und Lukas ebenfalls weggelassen. Matthäus´ Bearbeitung des Markusevangeliums scheint häufig zuerst nebensächliche Einzelheiten zu enthalten, aber näheres Hinsehen zeigt, dass es Teil einer beständigen und vollständigen Weiterentwicklung des Markusevangeliums ist.
Mit der Zeit gab es eine deutliche Veränderung in der Christoligie von den früheren Evangelien zu den späteren. Die Entwicklung ging vom Geringeren zum Größeren. Es gab eine Steigerung von Gefühlen der Verehrung und eine Erhöhung der Position und des Ranges von Jesus.
Bruce Metzger, der erste Textkritiker des Neuen Testaments schrieb:
“Matthäus und Lukas unterdrücken oder mildern Verweise im Markus, wie menschliche Gefühle von Jesus, wie Kummer und Wut und Verwunderung ebenso wie die unerwiederte Liebe; sie lassen auch die Aussage Markus weg, dass die Jünger Jesu´dachten, er sei außer sich. ”
Er erläutert weiter:
“Die späteren Evangelien lassen alles weg, was darauf hindeuten könnte, dass Jesus nicht in der Lage gewesen sein könnte, etwas auszuführen, was er tun wollte… und sie lassen ebenfalls Fragen aus, die Jesus gefragt hatte und die auf seine Unwissenheit hinweisen.”[3]
Metzger fährt damit fort, Ereignisse aufzuzählen, wo Matthäus und Lukas die Aussagen Markus abmildern, welche die Majestät Jesus´ herabwürdigen könnten und die sie durch Darstellungen von einem faszinierenderem und gebieterischem Jesus ersetzten.
In der Geschichte vom Feigenbaum, die bei Markus zu finden ist, bemerkten die Jünger die Trockenheit des Baumes bis zum nächsten Morgen nicht. Für Matthäus schien dies wenig dramatisch und beeindruckend und daher trocknete der Baum in seiner Erzählung plötzlich, was die Jünger schockierte und erstaunte.
Matthäus und Lukas waren unnachgiebig im Verändern der Worte Jesus´. Sie ließen Jesus das sagen, wovon sie wollten, dass die Leute es glaubten, ein späteres Stadium theologischen Verständnisses als Markus wiederspiegelnd.” (Metzger, S. 83)
Es scheint ziemlich klar, dass während beider Stadien der Überlieferung der Evangelien, der frühen und der späteren, das zu Verfügung stehende Material in direkter Verbindung zu den christologischen Überzeugungen derer, die die Übersetzungen durchführten, gemausert, gefiltert und geändert wurde.
Es ist wichtig, zu betonen, dass es nicht der Fall war, dass sich die Evangelisten bloß in ihrer Betonung unterschieden; es gibt eher zahlreiche Gelegenheiten, bei denen der spätere Verfasser eines Evangeliums die frühere Version modifizierte und veränderte.
Wenn wir also den Wunsch haben, dem historischen Jesus in den Evangelien näher zu kommen, ist es ein guter Ausgangspunkt, die Geschichten in den unterschiedlichen Evangelien zu vergleichen, um deutlich zu erkennen, wo die Geschichte abgeändert worden war.
Footnotes:
[1] The Real Jesus, S. 25.
[2] Ibid
[3] The New Testament: its background, growth and content, S. 81-83
Quelle: islamreligion
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