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Bern WolfDer Klagenfurter Polizist Bernd Wolf ist vor drei Jahren (2011) zum Islam übergetreten. Als Sprecher des Islamischen Zentrums Kärnten will er kulturelle Konflikte lösen. Er klärt Jugendliche über die Gefahren des IS auf.

Was hat sie damals dazu bewogen, zum Islam zu konvertieren?
BERND WOLF: Vor drei Jahren war ich in Istanbul auf Urlaub. Als ich eines Morgens die Gebetsrufe von den Minaretten aus allen Stadtteilen hörte, stiegen mir die Tränen in die Augen. Ich war tief bewegt. Dann bin ich in die Blaue Moschee gegangen und habe gebetet. Dort habe ich meine Form gefunden, zu Gott zu gelangen. Noch in Istanbul bin ich konvertiert. Mein islamischer Name ist nun Jusuf.

Wie haben Ihre Familie, wie Ihre Kollegen reagiert?
WOLF: Meine Mutter nahm meine Entscheidung skeptisch auf. Mein Vater hat sich zunächst von mir abgewandt, später hat er sich aber entschuldigt. Von meinen Kollegen bei der Polizei wurde ich wunderbar aufgenommen. Es ist kein Problem, dass ich mich während der Dienstzeit zurückziehe, um zu beten.

Wie oft beten Sie denn am Tag?
WOLF: Fünf Mal täglich jeweils immer um die fünf Minuten. Wenn ich auf der Polizeiinspektion kurz weg bin, weiß jeder, was ich mache. Das schönste Erlebnis war, als mich mein Kollege gefragt hat, ob ich auch für seine Tochter beten würde, da sie eine Operation vor sich hatte. So ein Gottessegen tut einer Dienststelle gut.

Im Westen wird der muslimische Glaube nun oft in einem Atemzug mit der Terrorgruppe Islamischer Staat (IS) genannt.
WOLF: Das ist schlimm. Die Extremisten des IS nennen uns Muslime Ungläubige. Sie halten sich für eine auserwählte Elite wie einst die Nazis im Dritten Reich. Diese Terroristen sind menschenfeindlich und unbarmherzig. Sie haben niemandem etwas zu bieten.

Dennoch gibt es viele junge Menschen, die nach Syrien oder in den Irak gehen, um für den IS zu kämpfen.
WOLF: Das hat wenig mit Religion zu tun, sondern hängt mit dem Reiz des Abenteuers und dem Gruppengefühl zusammen. Viele, die sich dem IS anschließen, sind Außenseiter, die von ihren Mitmenschen nie respektiert wurden. Der IS verspricht ihnen eine Arbeit, eine Wohnung, Freundschaft. Doch wenn sie zu dieser Terrorgruppe stoßen, merken sie bald, dass alles nur Heuchelei ist. Viele kommen enttäuscht zurück.

Wie soll mit diesen Rückkehrern umgegangen werden?
WOLF: Manche sind traumatisiert. Ihnen muss psychologische Hilfe zuteilwerden. Wir müssen versuchen, sie wieder in die Gesellschaft zu integrieren. Für diejenigen, die immer noch radikalisiert sind, muss es aber auch Haftstrafen geben.

Gibt es viele Extremisten in Österreich?
WOLF: Wir sind eine Insel der Seligen. In Kärnten ist die Szene nicht existent. In Wien gibt es zwei Moscheen, die vom Verfassungsschutz beobachtet werden. Damit die Lage so bleibt, müssen wir die muslimische Community als Partner sehen.

Bernd Wolfarbeitet seit 25 Jahren bei der Polizei. Der 46-jährige Schieflinger ist auf der Polizeiinspektion Ebenthal stationiert.
Vor drei Jahren ist er zum Islam konvertiert. Er ist Sprecher des Islamischen Kulturzentrums Kärnten. Außerdem ist er für den Polizeiverein „Fair und Sensibel“ tätig. Für diesen hält er in Wien Vorträge, um Jugendliche über den IS aufzuklären. 

 

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