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Muslime betrachten die Heilung von Kranken als eine ehrenvolle Aufgabe und gründeten daher bereits vor tausend Jahren die ersten Krankenhäuser, in denen Kranke aus allen gesellschaftlichen Schichten beherbergt und behandelt wurden.

Die von Muslimen gegründeten Krankenhäuser wurden zwar von Beginn an von Stiftungen getragen, es kam jedoch auch vor, dass sie durch staatliche Mittel unterstützt wurden. Zum Teil bedingt durch dieses Finanzierungssystem, wurden die Krankenhäuser zu Orten der wissenschaftlichen Medizin und zu wichtigen Orten des städtischen Lebens.


Ein Blick in die Geschichte der Krankenhäuser zeigt, dass es vor den muslimischen Krankenhäusern, die griechischen Tempel gab, in denen die Behandlung jedoch nicht auf wissenschaftlichen Untersuchungen und Praktiken beruhte, sondern auf übernatürlichen Kräften. Zur Zeit der Römer hingegen gab es in der Byzanz krankenhausähnlichen Einrichtungen, „Xenodocheion“ genannt, in denen kranke, arme und ältere Menschen betreut wurden.


Im 8. Jahrhundert gründeten die Muslime Krankenhäuser in Bagdad. Diese ähnelten den Xenodocheion-Einrichtungen, denn auch in diesen wurden Leprakranke, Arme und Kranke betreut. Die ersten Krankenhäuser, die den Namen verdienten, wurden in Kairo zwischen 872 und 874 gegründet. Im Krankenhaus Ahmad Ibn Tulun in Kairo wurden Kranke kostenlos behandelt und ihnen die nötigen Medikamente kostenlos mitgegeben. In diesem für die damalige Zeit sehr fortgeschrittenen Krankenhaus gab es zwei große Baderäume für Männer und Frauen, eine große Bibliothek und eine getrennte Abteilung für Geisteskranke. Bevor die Patienten in ihre Zimmer eingewiesen wurden, legten sie ihre Alltagskleidung ab, gaben diese in Aufbewahrung und zogen die Krankenhauskleidung an.


Ein weiteres wichtiges Krankenhaus war das 982 in Bagdad gegründete Krankenhaus, in dem 24 Mediziner arbeiteten. Das Nuri Krankenhaus, das im 12. Jahrhundert in Damaskus gebaut wurde, war gar ein größeres Krankenhaus. Aus den Handschriften aus dem 13. Jahrhundert ist bekannt, dass im Nuri Krankenhaus Orthopäden, Augenärzte, Ärzte aus anderen Bereichen, Apotheker und Friseure arbeiteten.


Von den drei großen Krankenhäusern in Kairo war das Mansuri Krankenhaus am bekanntesten. Benannt wurde es nach dem Mamluken-Sultan Mansur, der es im 13. Jahrhundert errichten ließ. Der Sultan war als Prinz während eines Feldzugs mit einer Nierenentzündung im Nuri Krankenhaus behandelt worden. Da ihm das Krankenhaus sehr gefiel, ließ er sobald er den Thron bestieg ein Krankenhaus bauen. Die Satzung enthielt Folgendes: „In den Krankenhäusern sollen Kranke, Arme, Frauen und Männern behandelt werden bis sie vollständig auskuriert sind. Die Krankenhäuser stehen im Dienste der Mächtigen, der Schwachen, der Reichen und Armen, einfachen Menschen und Prinzen, Bürgern und Vagabunden ohne ein Entgelt von ihnen zu verlangen, nur um das Wohlgefallen Allahs willen.“


Das im Jahre 1284 errichtete Mansuri Krankenhaus verfügte über vier Eingänge und inmitten jedes Eingangs befand sich ein Brunnen. Der Sultan beaufsichtigte auch die Einstellung des medizinischen Personals und den Erwerb von notwendigen medizinischen Geräten. Er stellte Pflegerinnen für die Frauenstationen und Pfleger für die Männerstationen ein. Im gesamten Krankenhaus gab es fließendes Wasser. Es gab keine Einschränkungen in der Patientenaufnahme. Ein Teil des Krankenhauses wurde dem Oberarzt zur Ausbildung und zu Studienzwecken zur Verfügung gestellt. Aus der sich im Hause befindenden Apotheke bekamen die Patienten ihre Medikamente kostenlos.


Krankenhäuser verbreiteten sich schließlich in allen muslimischen Regionen aus und gelangten bis nach Andalusien, Sizilien und Nordafrika.


Muslimische Ärzte halfen auch bei der Gründung von Krankenhäusern in Europa; das berühmte Salerno Krankenhaus in Italien etwa entstand mithilfe von muslimischen Ärzten.


Muslime waren begnadete Verwalter, so wurden in Krankenhäusern Krankenakten der Patienten geführt. Der Reisende Ibn Dschubair schrieb in einem seiner Werke mit Bewunderung davon. Höchstwahrscheinlich wurden Krankenakten zum ersten Mal in der Geschichte der Krankenhäuser geführt. In den Akten wurden Namen, die verordnete Diät und die eingesetzten Medikamente festgehalten.


Ibn Dschubair, der zwischen 1183 und 1185 den Nahen Osten bereiste, schrieb, dass es in den meisten Städten zwei Krankenhäuser gab. Angesichts dessen bemerkte er, diese seien „die besten Beweise für die Größe des Islams“.

Die Krankenhäuser wurden von vorausdenkenden Menschen errichtet. So verfügte das Krankenhaus in Bagdad, in dem der Gelehrte Razi im 9. Jahrhundert als Mediziner tätig war, über eine Abteilung für seelische Krankheiten.


Das Kairouan Krankenhaus, das im 9. Jahrhundert entstand, war ebenfalls sehr gut ausgestattet. Darin gab es Wartezimmer, Schwesternzimmer für die Pflegerinnen aus dem Sudan, eine Moschee, Ärzte in ständiger Einsatzbereitschaft und Rechtsgelehrte. Darüber hinaus gab es medizinisches Personal, die Blutabnahmen durchführten und Knochenbrüche behandelten. Für die damals als verflucht und als Zeichen des Bösen betrachtete Leprakrankheit gab es neben dem Krankenhaus eine eigene Anstalt unter dem Namen „Darul Dschuzzama“ (Haus für Leprakranke). Die großzügigen Spenden und die staatlichen Finanzhilfen ermöglichten die bestmögliche Behandlung im Kairouan Krankenhaus.


Ausbildung in Krankenhäusern




Vor 800 Jahren wurden in sogenannten „Krankenhaus-Universitäten“ angehende Medizinern ausgebildet. Neben der theoretischen wurde auch großen Wert auf die praktische Ausbildung der Studenten gelegt. Der Unterricht fand in den großen Sälen des Krankenhauses statt, wo die Ärzte aus medizinischen Texten vortrugen. Am Ende der Lehrstunde beantwortete der Oberarzt oder ein Chirurg die Fragen der Studenten.



In diesen Universitäten wurden zahlreiche Studenten von bekannten Medizinern ausgebildet. Die medizinischen Handschriften dieser medizinischen Gelehrten wurden bis heute aufbewahrt.



Im Medizinstudium wurde auch auf die praktische Erfahrung wertgelegt. An der Seite von Ärzten und Chirurgen sammelten die Studenten auf den Krankenstationen praktische Erfahrung.  



Das Nuri Krankenhaus, das im Auftrag von Sultan Nur-al Din ibn Zangi im 12. Jahrhundert in Damaskus gebaut wurde, gehörte zu den Krankenhäuser, in denen Mediziner ausgebildet wurden. Im nach ihm benannten Krankenhaus übernahm Nur al-Din die Kosten für Speisung und Medikamente. Desweiteren spendete er zahlreiche Medizinbücher an das Krankenhaus. Diese wurden in einem speziellen Raum aufbewahrt.



Außerdem bot das Nuri Krankenhaus Karrieremöglichkeiten. Zu Beginn des 13. Jahrhunderts arbeitete der Arzt ad-Dakhwar zunächst für ein geringes Entgelt, doch mit Zunahme seiner Bekanntheit konnte er mit Privatbehandlungen ein gutes Einkommen erzielen, so dass er seine eigene Medizinschule in der Stadt gründen konnte.



Im Nuri Krankenhaus waren viele berühmte Mediziner als Lehrende tätig. Mediziner versammelten sich von Zeit zu Zeit vor dem Sultan Nur al-Din, um medizinische Themen zu diskutieren. Manchmal nahmen sie auch an den dreistündigen Lehrstunden des Krankenhausleiters Abu al-Madschid teil.



Der berühmte Medizinhistoriker Ibn Abi Usaybiye gehört zu den bekannten Absolventen dieser Universität. Ein weiterer wichtiger Physiologe des 13. Jahrhunderts, Ibn Nafis, wurde ebenfalls im Nuri Krankenhaus ausgebildet. Er entdeckte den sogenannten kleinen Blutkreislauf und trug damit zum besseren Verständnis der menschlichen Physiologie bei.



(Aus dem Türkischen übersetzt von Fatma Yılmazer)





Quelle:

• 1001 Inventions-Muslim heritage in Our World, Prof. Salim T. S. Al-Hassani, 2006, Foundation for Science, Technology and Civilisation