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Muhammad (saw), der Gesandte Gottes, erreichte die allererste Offenbarung in der Höhle Hira, in die er sich vor seiner Zeit als Prophet öfters zurückzog. Dieses Ereignis war der wichtigste Einschnitt im Leben des Gesandten Gottes. Ab diesem Zeitpunkt begann die Geschichte des Korans.

Der Koran wurde von Anfang an niedergeschrieben

Der Koran wurde von Allah durch den Offenbarungsengel Dschibrîl offenbart und wurde nicht – wie behauptet wird – von Muhammad (saw) erfunden. Im Koran heißt es dazu:

Soll ich einen anderen Richter als Allah suchen, wo Er es doch ist, Der das deutliche Buch zu euch hinab gesandt hat? Und diejenigen, denen Wir das Buch gaben, wissen, dass es in Wahrheit von deinem Herrn hinab gesandt wurde. So sei keiner der Zweifler.“[6:114]

Und dieser Koran konnte von niemand ersonnen werden, außer von Allah. Er ist eine Bestätigung dessen, was ihm vorausging, und – kein Zweifel ist daran – eine (vollständige) Darlegung der (schriftlichen) Offenbarungen des Herrn der Welten.“[10:37]

In einem Hadîth erklärt der Gesandte Gottes seinen Gefährten die Arten der Offenbarung wie folgt: „Die Offenbarung kommt auf verschiedene Arten. Manchmal erscheint Dschibrîl in Menschengestalt und spricht mit mir wie ein Mensch. Manchmal ist er als ein besonderes Wesen mit Flügeln zu sehen und ich behalte alles, was er sagt. Und manchmal höre ich etwas wie einen Glockenklang im Ohr – und das ist die schwierigste aller Prüfungen – nachdem dieser Zustand der Bewusstlosigkeit vergeht, erinnere ich mich ausnahmslos an alles, als ob es mir ins Gedächtnis eingetrichtert wurde.“


Der Koran wird an mehreren Stellen als „Kur’ân“ und „Kitâb“ bezeichnet. Diese Bezeichnungen deuten darauf hin, dass er sowohl eine gelesene als auch eine geschriebene Offenbarung ist. Die Offenbarung dauerte dreiundzwanzig Jahre bis zum Tode Muhammads (saw). Die Weisheit, die dahinter steckt, ist,dass, während die Offenbarungen zu Lebzeiten des Gesandten Gottes fortdauerten, unter anderem das Interesse an der Offenbarung und die Bindung der Umma an den Gesandten Gottes stets lebendig gehalten wurde. Zudem wurden mit der Zeit die Herzen derjenigen gewonnen, die den Offenbarungen gegenüber anfangs misstrauisch gegenüberstanden.  Muhammad (saw) trug die Offenbarungen zuerst den Menschen vor und ließ sie danach von den Schreibern notieren. Viele Gefährten lernten die offenbarten Verse auf der Stelle auswendig. Aufgrund der fehlenden Schriftkultur, konnte diese Arbeit nur von wenigen übernommen werden.


Niederschrift und Vereinheitlichung

Das Niederschreiben des Korans begann bereits in den ersten Jahren des Islams, was durch folgende in den ersten Jahren in Mekka offenbarte Koranverse aufgezeigt:

Und sie behaupten: »Fabeleien früherer Geschlechter hat er sich aufschreiben lassen; sie werden ihm am Morgen und am Abend vorgelesen.«“ [25:5]

Bei dem Berg! Bei dem Buch, geschrieben Auf ausgerolltem Pergament!“[52:1][52:2] „Ein Gesandter von Allah, der aus unverfälschten Blättern vorträgt.“[98:2]

Dazu sind ebenfalls sowohl Hadîthe von Buchârî, Muslim und Tirmizî als auch Berichte in historischen Werken vorhanden. Die Konvertierungsgeschichte des späteren Kalifen Umar stellt nur einen weiteren Anhaltspunkt für die Verschriftlichung des Korans dar. Während seine Schwester und ihr Ehemann aus einem niedergeschrieben Koranauszug vorlasen, berührte ihn das Gelesene so sehr, dass er anschließend zum Islam übertrat.[1]


Der Koran wurde auf verschiedene Materialen wie flachen Knochen von Kamelen, gegerbtem Leder, Blattsteine, Datteläste, Keramik, Holz, Pergament und Papyrus geschrieben. Die Anzahl der Gefährten, die den Koran ganz auswendig rezitieren konnten, ist nicht genau festzustellen. In unterschiedlichen Überlieferungen werden aber Zahlen zwischen vier und mehr als zehn erwähnt.


Zu Lebzeiten des Gesandten Gottes wurde der Koran nicht in die Form eines Buches gebracht, da das Ende der Offenbarungen nicht abgesehen werden konnte. Jeden Ramadanmonat rezitierten der Offenbarungsengel und der Gesandte Gottes alle bis dahin offenbarten Verse[2]. Daraus war zu erschließen, dass der Koran in Zukunft die Form eines Buches annehmen würde. Im letzten Ramadan vor dem Tode Muhammads (saw) wurde die Rezitation zwei Mal durchgeführt.


Nach dem Tode Muhammads (saw) blieb diese letzte Fassung, sowohl in Schrift, als auch als auswendig gelerntes Buch in seiner ursprünglichen Form erhalten. Als einige derjenigen, die den Koran ganz auswendig rezitieren konnten, in Kriegen fielen, schlug Umar den Kalifen Abû Bakr vor, die Koranverse zu einem Buch zusammenzustellen[3]. Der Kalif beauftragte daraufhin Zajd bin Thâbit mit der Zusammenstellung des Korans. Es wurde Kund gegeben, dass diejenigen, die Teile des Korans bei sich aufbewahrten sich mit zwei Zeugen bei Zajd bin Thâbit zu melden hatten. Somit schrieben Zajd und seine Helfer mit Hilfe der vorgelegten Auszüge und unter Berücksichtigung der letzten Rezitation im Ramadan den Koran vollständig nieder. Schließlich wurde der Koran mit Hilfe von Rezitationen und Texten zusammengefasst und Abû Bakr übergeben. Dieses Buch wurde nach dem Tod des ersten Kalifen an Umar und nach seinem Tode an seine Tochter Hafsa, die auch die Frau des Gesandten Gottes war, übergeben[4]. Das Buch von Abû Bakr wurde aufbewahrt und die Gefährten rezitierten aus ihren eigenen Koranauszügen sowie aus dem bereits auswendig gelernten.


Vervielfältigung des Korans

Zur Zeit Umars und Uthmâns vermehrten sich Siege und Eroberungen. Durch die Ausweitung des muslimischen Territoriums lernten viele Nicht-Araber den Koran von den Rezitationen und Texten der Gefährten, die nun in verschiedenen Regionen der muslimischen Welt lebten. Aufgrund falscher Deutungen dieser verschiedenen Rezitationen, die durch die Eigenart der arabischen Sprache zustande gekommen sind, entstanden kontroverse Diskussionen. Nach einer Überlieferung von Anas bin Mâlik beobachtete der Kommandant Huzajfa bin Jemân bei den Eroberungen Aserbaidschans und Armeniens große Auseinandersetzungen um die Rezitation des Korans unter den syrischen und irakischen Soldaten. Besorgt ging er zum Kalifen Uthmân und forderte eine Lösung des Konflikts. Uthmân entschloss sich das Buch Abû Bakrs, dass sich in der Obhut Hafsas befand, zu vervielfältigen und in verschiedene Zentren der muslimischen Länder zu versenden. Wieder unter der Leitung von Zajd bin Thâbit schloss eine Arbeitsgruppe von zwölf Personen, darunter auch Abdullâh bin Zubajr, Said bin As und Abdurrahmân bin Harîs bin Hischâm, in fünf Jahren (646 bis 651 n. Chr.) die Vervielfältigung des Korans erfolgreich ab und gaben Hafsa das Original zurück. Sieben Kopien wurden mit jeweils einem Rezitator nach Mekka, Kufa, Basra, Damaskus, den Jemen und Bahrain geschickt und eine Kopie blieb in Medina[5]. Uthmân befahl zudem die Vernichtung aller anderen Schriften und der Koranauszüge, die sich in privatem Eigentum befanden.


Trotz dieser wichtigen und erfolgreichen Arbeit traten weiterhin Schwierigkeiten und Fehler bei der Rezitation auf. Der Grund dafür war das Fehlen von Interpunktions- und Vokalisierungszeichen. Der Wâlî des Irak, Zijâd bin Abîh unter dem Kalifen von Abdul Malik bin Marwan, bat Abul Aswad ad-Duali darum, Abhilfe gegen das fehlerhafte Lesen zu schaffen. Dieser vokalisierte mit Hilfe eines Schreibers den Koran von Angang bis zum Ende[6]. Leider wurde auch dadurch die endgültige Lösung des Problems nicht erreicht. Zwar erleichterte die Vokalisation die Rezitation deutlich, aber insbesondere diejenigen, die den Koran oder die arabische Sprache neu erlernten, hatten Schwierigkeiten, ähnliche Buchstaben voneinander zu unterscheiden. Um auch dieses Problem zu beheben, beauftragte später Hadschâdsch, der Wâlî des Irak, Ibni Jamâr und Nasr bin Âsim. Zusammen haben diese den Koran mit der Interpunktion, die sie von Abul Aswad übernommen haben, versehen. Diese praktischen Überarbeitungen des Korans wurde in der islamischen Welt zügig verbreitet[7]. Halîl bin Ahmad entwickelte die Vokalisation und Interpunktion weiter und brachte somit den Koran in die heutige Schriftform.


Quellen:

Muhammed Hamidullah, Kur‘an-i Kerim Tarihi, Istanbul, 2000

Türkiye Diyanet Vakfi Islam Ansiklopedisi, Cilt 26, s. 383-422, Ankara, 2002


[1] Ibni Hischâm

[2] Buchârî, Bad’ul halk

[3] Buchârî, Bad’ul halk

[4] Buchârî, Fazâilul Kur’ân

[5] Dânî, al-Muknî; Zarkaschî; Suyûtît, al-Itkân

[6] Ibnun Nadîm; Dânî, al-Muhkam

[7] Dânî, al-Muhkam


Quelle: igmg