عربي - English - Française - Português - Español - - Italiano - русский

Der Grundstein für die islamische Familie wird durch Verbundenheit zwischen den beiden Familien und zukünftigen Ehepartnern gelegt. Das Liebeswerben zwischen Ehemann und Ehefrau beginnt nach der Heirat und die Liebe wird im Verlauf der Zeit größer und stärker. Mit der Heirat wird der Prozess des Liebeswerbens und die Liebe gestartet nicht aufgebraucht.

Im System des Westens fangen Liebe und Liebeswerben vor der Heirat an. Die Heirat ist der Höhepunkt in der Beziehung und danach ist keine Begeisterung mehr übrig für die Ehe, was bleibt ist Belastung und Verantwortung.

Die arrangierte Heirat im Islam bedeutet nicht die Heirat von zwei Individuen, sondern von zwei Familien. Somit stehen Menschen, Vermögen und Weisheit zweier Familien zu Diensten des frisch verheirateten Paares. All diese Ressourcen stehen dem Ehepaar bei Bedarf zur Verfügung.

In scharfem Kontrast dazu entscheiden sich im Westen ein junger Mann und eine junge Frau selbständig zu heiraten. Somit stehen sie nach der Heirat auch alleine da und wenn während der Ehe Probleme auftauchen, ist niemand da, der hilft diese zu lösen.

Die Heirat im Islam basiert auf einem zivilen Vertrag zwischen zwei Individuen mit der Rückendeckung zweier Familien. Er erfordert das Einverständnis der beiden zu Vermählenden, wird unterschrieben und die Verantwortlichen sowie die Ältesten der Brautleute geben ihre Zustimmung und bezeugen diesen gesetzlich gültigen und verbindlichen Vertrag. Es ist wie eine Konstitution des Heimstaates inklusive all der Funktionäre und Verantwortlichen im Hause.

Die Ehe im Westen hat keine Konstitution. Sie nennen die Ehe zwar Sakrament, aber es gibt keinerlei Rahmenbedingungen und sobald es Probleme zwischen den Ehepartnern gibt, wird aufgrund der allgemeinen Gesetze und dem Ermessen des Richters entschieden.

Die Frau im Islam, ob verheiratet oder single, gilt als eigenständige Person, nicht bloß als ein Anhängsel einer anderen Person. Somit hat sie alle Rechte auf Besitztum und Verwaltung ihrer eigenen Vermögenswerte und ihres Einkommens, auch nach der Heirat. Wenn sie heiratet, behält sie ihren Namen und übernimmt nicht den Namen ihres Mannes.

Trotz all den Errungenschaften muss der Westen noch vieles vom Islam lernen, was der gesetzliche Status der Frauen betrifft, unabhängig einer Ehebeziehung.

Die Ehe im Islam ist ein gegenseitiges Versprechen der Ehepartner sowie ihrer Familien, was das Verantwortungsgefühl untereinander verstärkt und auch eine Aufopferungsbereitschaft füreinader beinhaltet. Jegliche eigennützige Tendenzen werden zugunsten des Allgemeinwohls fallengelassen. Das Ergebnis ist eine stabile muslimische Familie, was sich in den niedrigen Scheidungsraten in den Ländern der Muslime widerspiegelt.

Im Westen gibt es keine vergleichbare Stabilität in der Ehe. Eine Ehe erfordert von den Ehepartnern Anpassungen an die neue Situation und Kompromisse, um eine gemeinsame Lösung bei Problemen zu erreichen.

Da die Menschen in westlichen Gesellschaften stark individualisiert sind, fehlt die entsprechende Eigenschaft der Aufopferungsbereitschaft. Darum ist die Ehebeziehung sehr schwach und die Menschen bleiben verheiratet, solange es ihnen angenehm erscheint. Jeder beharrt auf der Erfüllung seiner persönlichen Verlangen und keiner ist bereit einzulenken.

Sobald Probleme mit abnehmender Moral zusammenfallen, suchen sie andernorts Trost, was in Untreue endet, und das ist weitverbreitet. Lösungen für Eheprobleme zu finden braucht seine Zeit und statt abzuwarten, enden die meisten Ehen im Westen vor dem Scheidungsrichter.

Eine sehr wichtige Eigenschaft, die im Islam verfochten wird ist das erweiterte Familiensystem. Dr. Faruqi bezeichnet die erweiterte Familie gemäß dem Islam als „die edelste, wichtigste und wertvollste soziale Einrichtung, die diese Welt jemals gesehen hat.“ ... „Bei der Entwicklung von Atomenergie, das heißt durch die Individualisierung hat der Westen all diese Werte verloren und sie leiden schrecklich.“

Die erweiterte muslimische Familie ist ausgestattet mit all ihrer Weisheit und all ihren Ressourcen, die sie einsetzt.

Da wir zusammen mit unseren Eltern und unseren Ältesten wohnen – die uns aufgezogen haben, mit uns spielten, uns Geschichten erzählten, mit uns geduldig waren, uns gelehrt haben, uns gelenkt haben, uns geraten haben – lieben wir sie, weil wir dauernd mit ihnen in der Gemeinschaft sind.

Dagegen gibt es im Westen Distanzierung und sobald die Kinder erwachsen sind ziehen sie aus. Und wenn die Eltern alt sind wird ihnen kein Respekt entgegengebracht und sie landen im Alters- oder Pflegeheim, nach ihren Kindern schmachtend.

Es gibt keinen grausameren Tod, als langsam in diesen Altersheimen zu sterben; fern von ihren Nachkommen und ohne die Liebe ihrer eigenen Kinder. Respekt zu den Älteren muss gepflegt werden und das kann nicht gemacht werden, wenn man voneinander getrennt lebt. Dies ist der wichtigste Nutzen der erweiterten Familie.

Es gibt zahlreiche Vorteile der erweiterten Familie, so dass man behaupten darf, dass sie ein echtes Bedürfnis der Gesellschaft ist. Die muslimische Frau kann Karriere machen, ohne die Erziehung der Kinder zu gefährden, weil sich andere um sie kümmern.

Die erweiterte Familie befriedigt die Bedürfnisse ihrer Angehörigen zu jeder Zeit. Das Bedürfnis nach Liebe, Spiel, Beratung und Hilfe, nach Auslassen von aufgestauten Gefühlen und vielem mehr.

Und das Wichtigste, es gibt keine Generationenlücken in der erweiterten Familie. Darum werden soziale Normen und Werte kontinuierlich von der einen Generation zur nächsten weitergegeben. Diese wichtige Sache ist in der westlichen Gesellschaft ein gravierender Mangel.

Ein letzter Punkt, der die laufende Untersuchung gezeigt hat, betrifft die Gesundheit. Durch das System der Hilfeleistung in der erweiterten Familie, leiden ihre Mitglieder kaum an Gesundheitsstörungen und Krankheiten, wie Depressionen, psychische Störungen und sogar Krankheiten wie Krebs.

Hier im Westen ist es wichtig die Brüder und Schwestern zu ermahnen, ihre Keuschheit zu bewahren und ihren von Allah anvertrauten Körper respektvoll zu behandeln und zu beschützen. Außerdem mit den Eltern über die Auswahl eines Ehepartners zu beraten und in engem Kontakt mit der erweiterten Familie zu leben; wir ignorieren sie nur zu unserem eigenen Schaden.

Es ist extrem wichtig, diesem Thema größte Beachtung zu schenken, weil die im Westen lebenden Muslime diesen Problemen gegenüberstehen. Es sollte uns beunruhigen, dass es von den Muslimen häufig Meldungen von häuslicher Gewalt gibt und die Scheidungsraten steigen. Wenn wir nicht achtgeben, versinken wir mehr und mehr in Problemen und verlieren unsere Identität als Muslime. Wir müssen uns selber ändern sowie die Schönheit des Islam verbreiten. Es ist eine wichtige Rolle, die wir zu unserem eigenen Wohl spielen müssen und zum Wohl des Westens und der Menschheit.

Siraj Islam Mufti, Ph.D. ist Journalist und Autor. Dieser Artikel wurde als Freitags-Khutbah gehalten und ist Teil seines bald erscheinenden Buches über Familie und Islamische Zivilisation voraussichtlich im November 2015. Seine zwei bisherigen Bücher sind Muslims At The Crossroads, 2012 und Basic Islamic Dynamics, 2015

 

Übersetzt durch

Der wahre Islam