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Der Prophet ﷺ hatte die Moschee als erste öffentliche Einrichtung in Medina gebaut. Das Bauprojekt war gleichzeitig auch ein Entwicklungsprojekt für die neue Gemeinschaft. In Mekka wurde dem Propheten ﷺ und seinen Anhängern die freie Benützung ihrer Moschee untersagt, obwohl sie diese dringend gebraucht hätten. Sie durften ihren neuen islamischen Glauben nicht frei ausüben. Damit wurde ihnen ein grundlegendes Menschenrecht – die Religionsfreiheit – entzogen. Die ersten Muslime haben sich in privaten Häusern oder an ruhigen, geheimen und sicheren Orten in der Umgebung von Mekka versammelt. Sie haben sich sogar daran gewöhnt die Kaaba bzw. al-Masjid al-Haram zu besuchen, obschon sie dort ihre religiösen Rituale nicht öffentlich und frei durchführen konnten. Al-Masjid al-Haram wurde von den Götzendienern verwaltet und von ihnen sowie von auswärtigen Besuchern für ihre eigenen religiösen Rituale benutzt. So war al-Masjid al-Haram für sie nur symbolisch eine Moschee und das Zentrum im Leben der neuen muslimischen Gemeinschaft. Dieser Zustand dauerte ungefähr 13 Jahre. Dann hat Allah den Muslimen und ihrem Propheten ﷺ das gegeben, wonach siesich sehnten. Es gelang ihnen die Auswanderung nach Medina, wo es ein geeignetes Umfeld für die Gründung eines geordneten, funktionierenden, freien und unabhängigen Staates gab.

Die Moschee war wünschenswert sowohl um die Anstrengungen für den Islam auf eine höhere Ebene zu bringen, als auch um die Entwicklung der Muslime und ihrer neuen Gemeinschaft anzuregenund zu erleichtern. Auf dem Weg von Mekka nach Medina blieb der Prophet ﷺ während vier oder vierzehn oder achtzehn oder zweiundzwanzig Tagen (je nach Überlieferung) in Quba, einem Ort etwa 4 Kilometer südöstlich von Medina, bevor er sich auf den Weg zu seinem Ziel – Medina – machte. Obwohl sein Zwischenhalt in Quba nur von kurzer Dauer war und die Umstände – die alle ersehnt hatten – ungewohnt, gelang es dem Propheten ﷺ, dort eine Moschee zu eröffnen – Masjid at-Taqwa, die Moschee der Gottesfurcht– die er auch später noch oft reitend oder zu Fuß besuchte. Es heißt, der Prophet ﷺ habe zuerst einen Stein auf der Seite der Qibla – damals in Richtung al-Masjid al-Aqsa – gelegt, dann habe Abu Bakr radi Allahu anhu den nächsten Stein gelegt und dann fingen die Leute mit dem Bau an.

Somit war die Moschee in Quba die erste Moschee, die der Prophet ﷺ gebaut hatte. Darum hat sie einen besonderen Stellenwert in der islamischen Geschichte. Der Prophet ﷺ sagte: „Wer sich Zuhause reinigt (Wudhu, die rituelle Waschung) und sich auf den Weg zum Gebet in der Moschee in Quba macht, erhält die Belohnung einer Umra (kleine Pilgerreise).“ Das ist wohl der Grund, warum diese Moschee im Koran „Moschee der Gottesfurcht“ (Sura at-Tauba 9:108)  genannt wird. Der Prophet ﷺ hat sie immer gerne besucht.

Dies zeigt, dass der Bau und die vielseitige Nutzung einer Moschee dem Propheten ﷺ schon vor seiner Ankunft in Medina ein Anliegen waren. Es war an einem Freitag, als der Prophet ﷺ sich auf den Weg machte von Quba nach Medina. Noch bevor er in Medina eintraf, kam die Zeit für das Jumu’a Gebet. Der Prophet ﷺ war es gewohnt, das Gebet dort zu verrichten, wo er sich befand, sobald es Zeit war. Also verrichtete er das Jumu’a Gebet mit dem Stamm der Banu Salim b. Uwq. Wahrscheinlich befanden sie sich auf einem Platz, der dem Stamm Banu Salim b. Uwq als Behelfsmoschee diente. Das war das erste Jumu’a Gebet des Propheten ﷺ in Medina. Die Zahl der Betenden wird auf hundert oder vierzig geschätzt.

Nach dem Eintreffen des Propheten ﷺ in Medina – das Ereignis wird Hidschra (Auswanderung) genannt – hat er sofort mit dem ersten Projekt, dem Bau der Moschee – Prophetenmoschee – angefangen, sowohl zur Entwicklung der Umgebung auch als zur Entwicklung der Gemeinschaft. Alle anderen Projekte, so auch der Bau der Häuser für die Muhajirin (Auswanderer), wurden aufgeschoben, bis die Moschee fertig war. Das zeigt die enorme Wichtigkeit der Moschee und ihre tiefe Bedeutung im Islam.

Fast alle Auswanderer waren verarmt und sozusagen obdachlos. Gleichzeitig hatte die neue Gemeinshaft keine Moschee und keine soziale Einrichtung. Nachdem es dem Propheten ﷺ sofort gelang, das erste Problem erfolgreich zu lösen, ohne Schaden für die Gesellschaft, konnte das zweite Bedürfnis weder außer Acht gelassen werden – auch nicht kurzzeitig – noch durch ein anderes realisierbares Provisorium ersetzt werden. Darum hatte der Bau einer Moschee erste Priorität. Für die Unterkunft der Auswanderer konnte vorübergehend eine gute Alternative gefunden werden.

Wenn die Auswanderer keine eigenen Häuser besaßen, so gab es doch viele Häuser in Medina, die geteilt eine temporäre Erleichterung bieteten. Aber genau genommen brauchten die Auswanderer Heime und nicht nur Häuser. Der Prophet ﷺ wollte ihnen dies geben. Er wusste, dass Häuser zu gegebener Zeit kommen würden. Die Auswanderer hätten sich wahrscheinlich beeilt, Häuser zu kaufen. Damit hätten sie aber versäumt, Heime zu erhalten, denn sie waren hier in Medina in der Fremde, nachdem sie gezwungen waren, ihr Heim, ihr Vermögen, ihre Heimat und viele Mitglieder der Familie in Mekka zu verlassen. Somit brauchten die Auswanderer dringend ein Heim und nicht ein Haus. Der Prophet ﷺ hatte dies erkannt und die Einheimischen in Medina – die Ansar (Helfer) – waren gerne bereit, sie vorübergehend aufzunehmen und ihr Haus zu teilen, bis sie ihr eigenes Haus und Heim hatten. Auch wenn es vorübergehend war, war das Teilen des Heims der Ansar mit den Auswanderern ein Wegbereiter für die Umsetzung der Aufgabe des Propheten ﷺ und des Islam in Medina.

Nichts konnte das Fehlen der Moschee – das Haus Allahs – in Medina wettmachen. Es gab keine Infrastruktur oder eine Einrichtung, die zur Erleichterung hätte als Ersatz dienen können, falls sich der Bau der Moschee verzögert hätte. Nichts anderes konnte die Wirkung einer Moschee erreichen. Darum konnte diese Sache nicht aufgeschoben oder leichtgenommen werden, weil jedes weitere Vorhaben davon abhing. Gemeinsam Allah zu dienen konnte nicht mehr länger vertagt werden. Der Bau von Allahs Haus – der Moschee – war schon längst fällig. Die Gläubigen haben so lange darauf gewartet. Endlich in Medina angekommen, konnten sie es kaum erwarten, ihre langandauernde und ungerechte Misere zu beenden. Von solcher Wichtigkeit ist die Moschee für die Umsetzung des Islam als umfassende Lebensordnung. Von solcher Wichtigkeit ist die Moschee auch für die Entwicklung der muslimischen Gemeinschaft, Kultur und Zivilisation. Die Moschee ist eine Lebensader für den Islam und die Muslime. Von ihr hängt ihr Fortbestehen ab.

Die Bruderschaft zwischen den Muhajirin (Auswanderern) und den Ansar (Helfern) zu stärken war immer ein vorrangiges Ziel des Propheten ﷺ. Indem er dem Bau ihrer Moschee allem anderen Vorrang gab, wollte der Prophet ﷺ alle in Medina dabei unterstützen, sich rasch und reibungslos einzuleben und in dem neuen Umfeld zu akklimatisieren. Er wollte ihren Schmerz bei der Umstellung an die ungewohnte Umgebung und das Klima in Medina lindern, worin sie sich plötzlich befanden und sie belastete; auch ihre bedrückenden wirtschaftlichen und psychologischen Verhältnisse durch die Auswanderung. Der Prophet ﷺ wollte auch die Ansar unterstützen, sich möglichst schnell und schmerzlos an die neue sozio-politische Situation in ihrer Heimat und die neue Lebensordnung, für die sie sich entschieden haben zu gewöhnen.

Dieser Artikel ist ein Auszug aus dem Buch „Islamic Architecture: Its Philosophy, Spiritual Significance and Some Early Developments“

Dr. Spahic Omer aus Bosnien, zur Zeit wohnhaft in Malaysien, als Professor tätig an der Kulliyyah of Architecture and Environmental Design, International Islamic University Malaysia.

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