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6. Wird es nach Muhammad (s) noch andere Propheten geben?

Muhammad (s) ist der abschließende der Gesandten Gottes. Allah sandte in der Geschichte zu jedem Volk Propheten für dessen Rechtleitung. So wurden z.B. der Prophet Schu‘aib zum Volk der Midianiter, der Prophet Salih zum Volk der Thamud und David, Moses und Jesus zu den Kindern Israel gesandt. Obwohl sie alle ihre Berufung von einer Quelle erhalten hatten und die Gottergebenheit (arab.: islam) predigten und vorlebten, hatten diese Gesandten eine zeitlich und örtlich begrenzte Aufgabe zu erfüllen. Die Entwicklung der Zivilisationen der Menschheit vor der Zeit Muhammads (s) war nicht weit genug fortgeschritten, als dass ein Gesandter für alle Menschen geschickt werden konnte.

Der Prophet Muhammad (s) wurde aber für die Menschen seiner Zeit und für die Zeit danach gesandt. Sein Prophetentum besitzt somit einen universalen und zeitlosen Charakter (Koran 33:21; 68:4; 21:107).

Das größte Wunder, das Muhammad (s) zuteil wurde, ist der Koran. Da dieses Wunder den Menschen nicht nur zu Lebzeiten Muhammads (s) zugänglich war, sondern sich auch heute jeder mit dem Koran auseinandersetzen kann, spricht diese Tatsache für die Größe und Wichtigkeit dieses Wunders.

Neben diesem größten Wunder gibt es andere, die darauf hinweisen, dass Muhammad (s) ein von Gott gesandter Mensch war:

Er wurde von Gott eines Nachts von Mekka nach Jerusalem geführt und stieg vom Felsendom in den Himmel zu Gott empor.

Gott erlaubte es ihm, in nur 23 Jahren seine Botschaft zu verkünden, eine Gemeinschaft aufzubauen und unter sehr ungünstigen Bedingungen einen Stadtstaat in Medina zu begründen.

In den Überlieferungen werden noch weitere Wunder, wie die Vermehrung von Speisen u.ä. übermittelt.

Wunder sind aber immer von Gott, die er Seinen Propheten zu vollbringen erlaubt. Sie deuten darauf hin, dass die betreffende Person von Gott gestützt wird. Die Botschaft, die die Propheten an die Menschen überbringen, ist aber wesentlicher als die Wunder, die geschehen, wenn Naturgesetze aufgehoben werden.

8. Was lehrte der Prophet Muhammad (s)?

Obwohl die Bewohner der Stadt Mekka, in der Muhammad (s) lebte, eine Gottesvorstellung besaßen, glaubten sie an die Mittlerrolle von vielen verschiedenen Götzen. Diese sollten sie Gott näher bringen und sie sprachen ihnen besondere Kräfte und Eigenschaften zu.

Muhammad (s) erhielt von Gott den Auftrag, die Einheit und Einzigkeit Allahs (arab. “Gott”) zu verkünden. Er klärte seine Landsleute darüber auf, dass die Götzen und Statuen, die sie anzubeten pflegten, keine Macht besassen. Muhammad (s) versuchte seiner Umgebung klar zu machen, dass nur der Eine Einzige Gott die Menschen erschaffen hat, sie versorgt und ihre Bitten erhört.

Als zweiten wichtigen Punkt der Botschaft Gottes stellte er heraus, dass Allah immer wieder Gesandte unter den Menschen erwählt, die ihnen die Botschaft Gottes übermitteln. Die Propheten sind gleichzeitig damit beauftragt, mit ihrer eigenen Lebensweise ein mustergültiges Beispiel von Gottausgerichtetheit abzugeben.

Als einen wesentlichen Punkt, zu dem die Menschen um ihn keinen Bezug hatten, stellte Muhammad (s) in seiner Verkündigung das Leben nach dem Tod dar. Er erläuterte, dass das irdische Leben eine Prüfung bedeutet. Er wies darauf hin, dass die Menschen nach ihrem Tod am Jüngsten Tag wiedererweckt und - gemäss ihrer Lebensweise im Diesseits - belohnt oder bestraft werden.

9. Wie reagierte die Umwelt des Propheten Muhammad (s) auf die von ihm verkündete Botschaft?

Die führenden Personen Mekkas betrachteten seine Botschaft als eine Bedrohung für ihre Gesellschaftsordnung. Aus Muhammads (s) Verkündigung würde nach ihrer Ansicht hauptsächlich die Beseitigung ihrer Götzen und Statuen folgen. Aufgrund der Pilger aus ganz Arabien sicherten aber gerade diese den Mekkanern Einkommen, Ansehen und Einfluss. Zudem fürchteten sie, dass der Verrat an der Religion ihrer Väter üble Folgen haben könnte und dass Sklaven und Unterprivilegierte ihre Rechte einfordern würden.

Gerade Menschen aus den unteren Schichten nahmen zunächst den verkündeten Glauben an. Nur die wenigen seiner Anhänger, die angesehenen Familie entstammten, genossen Sicherheit; die übrigen wurden verfolgt, manche sogar ermordet. Die Lage für die Anhänger Muhammads (s) wurde schließlich so kritisch, dass der Prophet (s) sie anwies, nach Abessinien auszuwandern, wo ein christlicher Herrscher regierte.

Trotz Drangsal und Verfolgung nahm die Zahl derer, die sich ihm anschlossen, immer weiter zu. Um diese Entwicklung zu stoppen, versuchten die Führer Mekkas, Muhammad (s) zu einem Kompromiss zu bewegen: Sie boten ihm die Übernahme des Königtums und große Reichtümer an. Dafür sollten sie abwechselnd Allah und ihren Götzen huldigen. Muhammad (s) lehnte dies rigoros ab.

In Mekka wuchs der Druck auf die Muslime unaufhörlich und der Prophet Muhammad (s) suchte nach Möglichkeiten der freien und ungestörten Verkündigung der Lehre und der täglichen Umsetzung entsprechend dieser Botschaft.

Während der Pilgersaison im Jahre 621 traf Muhammad (s) eine Gruppe von Leuten aus Yathrib (der späteren Stadt Medina), die dem neuen Glauben gegenüber sehr aufgeschlossen waren. Im darauf folgenden Jahr kamen die Leute aus Yathrib mit einer größeren Delegation nach Mekka und luden Muhammad (s) in ihre Stadt ein und versprachen ihm, ihn zu unterstützen.

So gab der Prophet (s) den Muslimen die Anweisung, nach Medina auszuwandern, wo sie sicher sein würden und ihren Glauben frei ausüben könnten. Dieses Ereignis (Hidschra) markiert den Beginn der islamischen Zeitrechnung.

Inzwischen fassten die Mekkaner den Entschluss, Muhammad (s) endgültig loszuwerden und ihn zu töten.

Ihr Plan ging nicht auf. Kurz zuvor verließ der Prophet Muhammad (s) als einer der letzten, zusammen mit seinem Gefährten Abu Bakr, die Stadt. Obwohl die Mekkaner seine Spur aufnahmen, gelang es ihnen nicht, ihn ausfindig zu machen, und er konnte Medina sicher erreichen.

11. Worin unterschied sich das Leben Muhammads (s) in Mekka von dem in Medina?

In Medina entwickelte sich eine gut organisierte Gemeinschaft mit verschiedenen Institutionen wie Moschee, Markt und Handelswesen sowie einer eigenen Gerichtsbarkeit und die Muslime konnten sich in dieser Situation, frei von individueller Verfolgung, auf ein Leben nach der islamischen Lehre konzentrieren.

Die aus Muslimen, Juden und anderen bestehende Einwohnerschaft Medinas akzeptierte die Führungsrolle Muhammads (s). Vor allem fand er die völlige Unterstützung der beiden wichtigsten Stämme Medinas, nachdem diese den Islam angenommen hatten. Bezüglich der Juden ging Muhammad (s) davon aus, dass sie als Anhänger einer Offenbarungsreligion unvoreingenommen auf ihn reagieren und die neue Lehre verstehen würden. Darüber hinaus gab es in Medina allerdings auch eine Gruppe von (einflussreichen) Leuten, die den Islam nur aus Opportunismus annahmen.

Muhammad (s) schloss 623 n. Chr. mit den Vertretern der unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen Medinas einen Gemeindevertrag, der im Wesentlichen darin bestand, dass die muslimischen und jüdischen Stämme zu gegenseitigem Schutz verpflichtet waren. Diese erste schriftlich fixierte Verfassung diente den Muslimen als Grundmodell für spätere Staatsstrukturen.

12. Weshalb führte der Prophet Muhammad (s) Krieg?

Obwohl die Muslime wie anfangs als Individuen nicht mehr verfolgt wurden, setzten die damals noch Götzen anbetenden Mekkaner doch alles daran, die neu entstandene Muslim-Gemeinde in Medina zu vernichten. Das geschah teils in Form kriegerischer Überfälle, teils aber auch durch eine Isolationspolitik.

Derart unter Druck geraten wollten die in Medina lebenden Muslime sich verteidigen und drängten den Propheten Muhammad (s), gegen die Mekkaner vorzugehen. Dieser ging jedoch solange nicht auf die Forderungen seiner Anhänger ein, bis Gott ihm eine Offenbarung sandte, die es ihnen erlaubte, sich gegen die Aggressoren zu wehren.

In der ersten Schlacht gewannen die Muslime wie durch ein Wunder gegen ein zahlenmäßig und an Ausrüstung hoch überlegenes Heer der Mekkaner. In den nächsten Jahren folgten noch weitere Auseinandersetzungen.

Bei der Betrachtung dieser kriegerischen Konflikte, in die Muslime verwickelt waren, ist leicht zu erkennen, dass die muslimische Gemeinschaft als Prinzip den Frieden - nicht den Krieg - verfolgte. Der Prophet Muhammad (s) ließ z.B. Kriegsgefangene frei, nachdem sie zehn Muslimen das Lesen und Schreiben beigebracht hatten. Mehr noch: er ging auf einen 8

Friedensvertrag zu eigentlich kaum annehmbaren Bedingungen ein; außerdem erließ er nach der Einnahme Mekkas eine Generalamnestie für seine Feinde.

Heute wie damals ist Krieg leider eine soziale Realität. Deshalb sind Normen und Regeln auch für Ausnahmesituationen wie die eines Krieges notwendig. Dass selbst unter solchen Umständen ethische Verhaltensweisen möglich und geboten sind, kommt z.B. in der Anweisung des Propheten Muhammad (s) zum Ausdruck, keine Personen anzugreifen, die nicht aktiv am Krieg beteiligt sind. Er ging sogar so weit anzuordnen, dass Muslime auch im Krieg Natur und Umwelt zu schonen haben.

13. Wie haben damals die politisch Mächtigen auf die entstehende islamische Gemeinschaft reagiert?

Zunächst fiel die neue Bewegung Muhammads (s) den Großmächten der damaligen Zeit, wie dem Oströmischen und dem Persischen Reich kaum auf, denn die arabische Halbinsel galt geopolitisch als wenig bedeutend. Da die Mekkaner aber Kontakte zu einigen Regionalmächten unterhielten und zu einigen sogar eine Art Bündnis bestand, erfuhren diese von der Entwicklung und den Spannungen zwischen den Mekkanern und Muslimen.

Der erste Rückschlag in ihren Bemühungen, die Entstehung der islamischen Gemeinschaft zu verhindern, wurde den Mekkaner durch einen eigentlich mit ihnen befreundeten christlichen Herrscher, dem Herrscher von Abessinien, zugefügt, als dieser sich weigerte, die Muslime, die dort Zuflucht gefunden hatten, an die Mekkaner auszuliefern.

Später erkannte auch das Oströmische Reich, dass der neue sich auf der arabischen Halbinsel verbreitende Glaube, ihnen und ihrem Einfluss auf die arabischen Gebieten gefährlich werden könnte. So kam es schließlich zu kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den Oströmern und den Muslimen.

Der Prophet Muhammad (s) sandte zudem Botschaften an die Herrscher der damaligen Welt und forderte sie zur Annahme des Islams auf, was dann einige von ihnen auch taten.

14. Wie kam es, dass Muhammad (s) auch die politische Führung übernahm?

Wie das Judentum kennt auch der Islam keine Trennung vom Geistlichem und Weltlichem. Das zeigt sich vor allem in den Konzepten für eine gottergebene Lebensweise, die der Islam für die unterschiedlichsten Lebensbereiche liefert: Privat- und Familienleben gehören ebenso dazu wie Wirtschaft, internationale Beziehungen usw. So ist es nicht verwunderlich, dass der Prophet Muhammad (s) als Beispiel in unterschiedlichsten Funktionen wahrgenommen wird: Als Familienvater und Ehemann, als Nachbar und Freund, als Diplomat und Staatsmann.

15. Ist der Prophet Muhammad (s) gestorben?

Der Prophet Muhammad (s) war, wie alle anderen Propheten vor ihm, ein menschliches Wesen. Da er niemals eine göttliche Wesensart für sich beanspruchte und sogar immer darauf hinwies, dass ihm so etwas nicht zugeschrieben werden sollte, lebte und starb er wie ein Mensch. Der Unterschied zwischen ihm und anderen Menschen bestand „nur“ darin, dass Gott ihm den Koran offenbarte und Gott seine Verhaltensweisen vor Verfehlungen beschützte. Der Prophet Muhammad (s) wird deshalb von den Muslimen geehrt und geliebt und als nachzueiferndes Vorbild angesehen, aber in keiner Weise angebetet.