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Ramadan ist der neunte Monat des arabischen Kalenders und der einzige Monat, der im Quran namentlich erwähnt ist. Der Fastenmonat Ramadan ist die Abrechnungszeit des jährlichen Verhaltens. Es ist die schönste Gelegenheit, Allah für all seine materiellen Gaben und immateriellen Gnaden wahrhaftig zu danken und aufrichtige Reue zu zeigen. Der heilige Monat Ramadhan ist ein Monat der Gottesfürchtigkeit und der „Selbsterziehung“, dem so genannten Jihad un-Nafs (Kampf mit seinem eigenen Ego). In diesem gesegneten Monat, der auch Gottesmonat genannt wird, steht der Dialog mit Allah, dem Erhabenen, an erster Stelle.

Fasten heißt auf arabisch „Saum“ oder „Siyam“. Diese zwei Wörter haben sehr ähnliche Bedeutungen. Man versteht unter Saum oder Siam die „Verweigerung einer Handlung“, wie z.B. Essen, Trinken, Reden, Schlafen … Das islamische Fasten bedeutet also, dass wir uns in den Tagen des Monats Ramadhan von einigen bestimmten Handlungen enthalten. Unsere Enthaltsamkeit beginnt mit der Morgendämmerung und endet nach Sonnenuntergang. Das Wort (sa’im) bezeichnet sowohl den fastenden Menschen als auch ein gut dressiertes Pferd. Als letzteres war es schon in vorislamischer Zeit ein Fachausdruck aus der Pferdezucht: man übte mit den Tieren nicht nur verschiedene Sprünge und Gangarten, sondern gewöhnte sie auch daran, in öden Gegenden Hunger und Durst zu ertragen.

Das Fasten sollte nicht als Zwang empfunden werden. Im heiligen Quran heißt es: „O ihr, die ihr glaubt! Das Fasten ist euch vorgeschrieben, so wie es denen vorgeschrieben war, die vor euch waren. Vielleicht werdet ihr (Allah) fürchten (2:183).“ Das Fasten wurde von Allah für uns Muslime angeordnet, damit wir Gottesfurcht (taqwa) erlangen. Prophet Muhammad (saw) sagte: „Haltet euren Magen hungrig und durstig, und gewöhnt euren Körper an harte Arbeit; vielleicht werden eure Herzen dann eine Chance haben und Allahs Gnade sehen.“ Das Fasten ist also ein gesegnetes Hilfsmittel, mit dem der Gläubige die Frömmigkeit und ideale Vollkommenheit seiner göttlichen Natur (Fitra) erreichen kann.

Fast alle Völker dieser Erde haben irgendeine Art des Fastens vollzogen. Christliche Fastenzeiten sind die vorösterliche Zeit und die Adventszeit; auch hier dominiert die Idee der Selbstkontrolle zur Förderung der Spiritualität. Im Judentum wird oft zur Buße gefastet. Auch die Götzenanbeter im alten Ägypten, Rom, Griechenland und Indien praktizierten das Fasten. Wenn man die Bedeutung des Fastens mit Hilfe von islamischen Quellen etwas genauer betrachtet, versteht man deutlich, warum die Menschen schon immer irgendwie gefastet haben.

Warum müssen wir Fasten?

Entwicklung der Gottesfurcht

Ziel des Fastens ist die Entwicklung der Gottesfurcht (taqwa). Damit ist nicht Furcht im herkömmlichen Sinne gemeint, sondern es ist jene Grundhaltung des Gläubigen, alles auszuschalten, was ihn von Gott trennt, und alles zu tun, was Ihn zufrieden stellt. Läuterung der Seele, höhere Erkenntnis und Ehrfurcht vor dem Schöpfer und Erhalter haben erst dann ihren Zweck erfüllt, wenn sie ins Handeln umgesetzt werden.

Gefühl des Hungers

Im Ramadan hat jeder die Möglichkeit, das Gefühl des Hungers kennen zulernen und das Leid des Hungernden zu verstehen. Wer nicht fastet, kann nicht verstehen, was die armen Menschen dieser Welt erdulden. Die Erfahrung des Fastens weckt das Mitgefühl mit anderen, die Not leiden. Wir werden durch unser Fasten an den Hunger und das Leid unserer Mitmenschen erinnert und an unsere Verantwortung, für die Beseitigung der Ursachen für diese Armut und Leiden der Menschheit einzutreten. Für sie gibt man auch nach Abschluss des Fastenmonats eine Spende.

Gleichheit aller Menschen und Förderung des Friedens

Die Fastenzeit ist wie ein Trainingskurs zur gegenseitigen Hilfe, Zusammenarbeit und Gleichheit in der Gesellschaft. Es beseitigt den gegenseitigen Kampf unter den Menschen und verhindert, dass die Schwachen durch die Starken und die Armen durch die Reichen übersehen oder gar erniedrigt werden. Das Fasten bringt alle Gläubigen in eine einheitliche Situation, wie es sie in den anderen Monaten nicht gibt. Der Gläubige verbindet sich damit nicht nur mit der Zufriedenheit Gottes, sondern auch mit der gesamten Gemeinschaft des Islam. Wir können zusammenfassend sagen: Fasten wirkt auf den Körper, die Seele sowie die Gesellschaft heilsam.

Gesundheit – Urlaubszeit für den Magen

Wenn die Fettablagerung im Körper des Menschen die Gesundheit belastet und die Beweglichkeit erschwert, dann ist die natürliche Diät Fasten. Das ist noch besser als die künstliche Fastenkur, die ärztlich überwacht wird, weil islamisches Fasten sowohl kostenlos als auch mit zusätzlichen moralischen und gesellschaftlichen Vorteilen und vor allem mit großer göttlicher Belohnung verbunden ist. Für den Körper bedeutet es Heilung von vielen vor allem ernährungsbedingten Krankheiten, für den Geist und das Herz ist es Reinigung von allen unlauteren Gedanken, Begierden und Empfindungen. Beim Fasten erhält der Magen seine jährliche „Urlaubszeit“, um danach gesünder, leistungsfähiger und langlebiger zu arbeiten.

Stärkung der Willenskraft – Förderung der Freiheit und Unabhängigkeit des Menschen

Wenn die Willenskraft des Menschen schwach wird. Seine Glaubensstärke verkümmert und die Ungeduld bei ihm wächst, heißt seine große Chance Fasten, wobei er in allen Bereichen seines Lebens Ausdauer und Geduld ausüben lernt. Wenn man unter Drogenabhängig ist, raucht oder unter einer anderen Sucht leidet, ist die Fastenzeit eine himmlische Gelegenheit, sich langsam davon unabhängig zu machen. Der Monat Ramadhan ist eine Chance zum Neuanfang.

Charakterbildung

Fasten verschönt den göttlichen Charakter im Menschen und steigert seine Tugenden, weil er bereitwillig an den Tagen des Fastenmonats auf den Genuss bestimmter Handlungen verzichtet und um Allahs Willen die vollkommene Beherrschung seiner Gedanken, Taten und Worten trainiert. Der Mensch nähert sich seinem Schöpfer, indem er durch das Fasten seine treibende Kraft zu sündigen vermindert und durch Verzicht auf manche sonnst erlaubte Handlungen (wie z.B. Essen, Trinken usw.) mit mehr Freude und Bereitschaft auch allen anderen islamischen Geboten gehorcht. Selbstkontrolle und Verzicht auf Materielles ermöglichen eine verstärkte Offenheit auf dem spirituellem Gebiet und eine Annäherung an Gott. Nicht umsonst wird im Monat Ramadhan gefastet, in dem der Quran offenbart wurde: der Gläubige versucht so weit wie möglich, sich der Erfahrung des Propheten zu nähern, der in der Einsamkeit betete und fastete, bis er die erste Offenbarung und seinen prophetischen Auftrag erhielt.

Chance seine Sünden zu bereuen

Ein weiteres islamisches Prinzip, dem im Monat Ramadhan besondere Aufmerksamkeit geschenkt wird, ist die Reue (tauba). Je bewusster sich der Mensch der Sündhaftigkeit seines Tuns ist, desto größer wird die Veränderung in seinem Innern sein. Eine nur verbal ausgesprochene Reue, der kein entsprechendes Handeln folgt, ist keine wirkliche Reue. Imam Ali (as) hat die Reue wie folgt beschrieben: „Reue hat sechs Aspekte: Ein Bereuender muss wirklich traurig sein über das, was er getan hat; er muss den festen Entschluss fassen, das nicht wieder zu tun; er muss Entschädigung für alles leisten, was er Anderen Böses angetan hat; er muss die Verpflichtungen der Religion erfüllen, die er früher vernachlässigt hat; er sollte lange genug fasten, um das Fleisch weg zu schmelzen, das durch unreine und unerlaubte Nahrung zugewachsen ist; und er sollte den Geschmack des Gehorsams gegen Gott fühlen, da er früher den Geschmack der Sünde genossen hat.“ Im heiligen Quran heißt es diesbezüglich: „Wahrlich, Gott liebt jene, die sich Ihm reuevoll zuwenden, und die sich reinigen (2:222).“

Im Monat Ramadan, lenkt der Gläubige seine Konzentration vollkommen auf den Islam:

- Seine Augen schlägt er keusch nieder vor den unerlaubten Dingen. Die Augen sind für ihn eine unersetzliche kostbare Gottesgabe, die ihm für fromme Handlungen und sinnvolle Tätigkeiten geschenkt wurden.

- Mit seinen Ohren empfängt er nur Gottes Wort, Predigten und andere nützliche Reden, aber keine Lügen, Geschwätz, verbotene Musik und unanständige Gespräche.

- Die Macht und die Fähigkeit der Zunge benutzt er für die Verbreitung des Gotteswortes und der Wahrheit. Die Zunge ist für ihn kein teuflisches Mittel, um zu lügen, um zu beschimpfen, um die Diener Allahs zu beleidigen und um Gerüchte und Gerede zu verbreiten.

- Mit seinen Händen tut er keinem Unrecht und schikaniert damit keinen Menschen, sondern er verteidigt mit seinen Händen die Gerechtigkeit und hilft den Entrechteten.

- Mit Hilfe seiner Füße geht er dorthin, wo die Wahrheit gesagt wird oder gesagt werden muss, wo er der Gemeinschaft der Muslime helfen kann und den Dienern Gottes dienen kann. Er benutzt nie seine wertvollen Füße, um zu den verbotenen Plätzen wie Discotheken, Bars usw., zu gehen.

Aber noch wichtiger als die Bewahrung von Auge, Ohr, Zunge, Hand und Fuß, ist die Bewahrung des Herzens und des Verstandes vor jeglicher Unreinheit.

Fatima Zahra (as) sagte: „Ein Fastender, dessen Zunge, Ohren, Augen und Glieder nicht mit fasten, fastet nicht“ Imam as-Sadiq (as) sagte: “Wenn du fastest, dann sollen all deine Sinnesorgane fasten.”

„Und ich schuf die Dschinn und die Menschen nur, damit sie Mich anbeten (Mir dienen).“ (Quran 51/56) Allah hat den Menschen geschaffen, um ihn mit Seiner Huld zu segnen und zu belohnen, und Er gab ihm die Fähigkeit, seinem Schöpfer zu dienen. Der Mensch kann Allah nur dann wahrhaftig dienen, wenn er Ihn kennt. Deshalb wird auch in diesem Vers das Wort „dienen“ nach einer Überlieferung als „kennen lernen“ interpretiert. Imam Hussein (as) sprach einmal zu seinem Gefährten: „Allah schuf den Menschen, damit sie Ihn kennen lernen; denn wenn sie Ihn kennen lernen, dienen sie Ihm; und wenn sie Ihm dienen, dann brauchen sie keinem anderen dienen.“

Quellen: „Das Fasten – Sinn und Vorteile“