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Lauren BoothViele sprechen über Lauren Booth, die kürzlich zum Islam konvertierte, als die Schwägerin von Tony Blair, dem früheren Premierminister von Großbritanien. Damit wird ihr unrecht getan. Sie machte eine Karriere als furchtlose Reporterin und Berichterstatterin der Unterdrückten. Tatsächlich wäre es angemessener Herrn Blair als Schwager von Lauren Booth zu erwähnen. In Anbetracht seiner Rolle im Irakkrieg könnte dies seinem geschädigten Ruf gut tun.

Der „Islamic Circle of North America” (http://www.icna.org) hat Lauren Booth für ihre humanitäre Arbeit in Palästina gewürdigt. Die jährliche Mitgliederversammlung wurde unter dem Thema „Living Islam, Serving Humanity“ (Islamisch leben – Mitmenschen helfen) in Santa Clara, Kalifornien, durchgeführt.

Als Hauptrednerin erzählte Booth mit bewegenden und erbaulichen Worten, wie sie zum Islam kam. Ich kannte ihre Geschichte bereits von YouTube, aber in ihrer Anwesenheit war es ein unvergessliches Erlebnis.

„Ich bin ein Neuling im Islam“, fing sie an. „Ich wurde vor einem Jahr Muslim. Heute erzähle ich euch von meiner spirituellen Reise.“

Lauren war eine westliche Journalistin, auf der Suche nach ihrem Lebensprinzip. Mit ihrer bedingungslosen Hingabe an Gott, hat sie im Islam einen Frieden gefunden, wie sie ihn zuvor nie kannte. „Seitdem hat mich dieses Gefühl nie verlassen und wird immer bleiben inscha Allah (so Gott will).“

Sie wuchs im östlichen Teil von London auf; ein Kind der 70er. Die Familie war arm.  Manchmal fehlte es sogar am Allernötigsten. Ihr Vater war ein nichtpraktizierender Katholik. Er ist der Säkularisierung gefolgt. Er war ein guter Mensch, der Trost im Trinken fand. Ihre Mutter war eine abergläubische Christin. Keine Kirchengängerin; sie umgab sich mit religiösen Ikonen, um das Schlechte fernzuhalten.

Im Alter von etwa sieben hatte Lauren jede Nacht gebetet: „Lieber Gott, lass Mamma und Papa morgen nett zu mir sein!“ Kinder verstehen schon früh, dass etwas über den Eltern da ist. „Intuitiv habe ich mich für Geborgenheit an die Transzendenz Gottes gewandt.

Allerdings hat sie es als Teenager verloren. „Ich hörte auf zu beten. Ich war selbstverliebt. Ich benahm mich als hätte ich in der Lebenslotterie gewonnen. Mein Vater versuchte ein paar gute Werte in mir zu festigen. Wenn ich besonders von mir selbst überzogen war, versuchte er, mich zurückzuholen indem er fragte: „Was wirst du für den Rest deines Lebens machen?“

Ungefähr mit zwanzig fühlte sie sich wie die Meisterin des Universums. „Ich trank, nahm Schauspielunterricht, fühlte mich glücklich und stolz. Ich brauchte keine Religion. Ich glaubte was Nietzsche sagte: ‚Gott ist tot und wir haben ihn getötet.‘“

In ihrer Schule gab es nur drei muslimische Mädchen. Zwei Sachen fielen ihr damals auf: Sie waren ziemlich schlecht in Mathe und Geschichte und sie trafen sich nicht mit Jungs.

Nach 9/11 war Lauren überzeugt, dass die Muslime allen Nichtmuslimen die Kehle durchschneiden wollten. Sie bekam Angst vor ihnen. Sie glaubte alles, was die Medien über sie berichteten.

2004 gab es bei ihr ein Erwachen. Sie fing an, sich über ihren Lebensstil und den Materialismus im Westen Gedanken zu machen. Es ging ihr ein Licht auf; vielleicht war der Westen „kriegsbegeistert, um sich von der inneren Leere abzulenken“.

Sie bekam mit, dass der Verkauf des Korans in den USA und Großbritanien nach 9/11 massiv zunahm. Die Leute waren neugierig. Sie wollten mehr über den Islam wissen. Konnte es wirklich sein, dass die Muslime sie unauffällig töten wollten, getrieben von Befehlen in ihrem heiligen Buch? Sie wollten selber nach der Wahrheit suchen.

Irgendwie fing ich an mich für Palästina zu interessieren. 2005 ging ich nach Ramallah in der West Bank für ein Interview mit Mahmoud Abbas. Ich bekam kalte Füße auf dem Flug nach Tel Aviv. Ich hatte Angst vor den Arabern. Bei der Landung habe ich insgeheim gehofft, die Israelis würden mich zurückschicken, so müsste ich das Interview nicht machen.

Aber es kam nicht so. Vom Flughafen fuhr sie mit einem Taxi nach Ramallah; immer noch voller Angst. Am nächsten Tag, als sie mit grimmiger Miene im Lift war zum Büro von Abbas – bärtige Leibwächter mit Gewehren bewaffnet – überlegte sie sich, ob sie als weiße Frau zur Hinrichtung bestimmt war!

Ich verbrachte fünf Tage in der West Bank. Ich habe noch nie eine solche Gastfreundschaft erlebt! Diese sofortige, bedingungslose Großzügigkeit gegenüber einer Fremden war für mich etwas Neues. Alte Frauen begrüßten mich mit offenen Armen, als hätten sie mich schon immer gekannt. „Willkommen!“ sagten sie und umarmten mich. „Wir werden Sie beschützen, falls es hier einen Angriff geben sollte.“

Laurens Angst war verflogen.

Aber sie war nicht auf dem Weg des Islam. „Ich trank immer noch. Ich schwelgte in meinen westlichen Ideen von Frieden und Selbstsucht.“ Tief drinn kümmerte sie sich nur um sich selbst.

2008 war sie als Aktivistin der Organisation „Free Gaza“ unterwegs. Das war der Wendepunkt. Sie war in einer Gruppe von 46 Teilnehmern auf der Reise in zwei Booten. Nur drei davon waren Muslime. Es wurden absichtlich nur wenige Muslime einbezogen. „Wir weißen Europäer und Amerikaner wollten der Welt zeigen, dass auch wir uns sorgend um das Leid der Bevölkerung in Gaza bemühten.“

Es war die erste Gruppe, die nach 41 Jahren auf Gaza zusegelte. Kinder kamen schwimmend entgegen, um sie zu empfangen. „Es war wie D-Day in Paris!“

Lauren bemerkte, dass sich etwas in ihr veränderte. Gott hatte für sie eine Lektion vorbereitet, nur wusste sie nicht um was es ging. Statt der geplanten wenigen Tage ergab sich ein Aufenthalt von einem Monat, weil die Israelis und Ägypter ihre Gruppe in Gaza blockierten.

Ich erinnere mich, als ich einmal weinte, nachdem ich mit meiner Tochter gesprochen hatte. Ich hatte meine Kinder schon einen Monat nicht gesehen. Da kam eine alte Palästinenserin und setzte sich neben mir. Wir waren einander völlig fremd. „Es tut mir so leid“, sagte sie. „Ich sehe, dass sie ihre Kinder vermissen.“

Dann erzählte sie mir ihre Geschichte. Sie lebte in der West Bank. Einmal musste sie für einen Tag nach Gaza reisen. Die Israelis erlaubten es ihr. Doch als sie ausreisen wollte, zerfetzten sie ihre Papiere, warfen sie in ein Auto und hielten sie in Gaza fest. Sie hat ihren Mann und die beiden Söhne seit vier Jahren nicht gesehen! Und jetzt versuchte sie mich zu trösten und weinte mit mir! Wie kann man bloß so ein Mitgefühl beschreiben?

Ich fing an die Araber wegen ihrer Gastfreundschaft, Empathie und Gnade ihrer Religion im Angesicht der Grausamkeiten zu lieben. Ich wurde ein richtiger Araber Freak. Der Islam interessierte mich aber immer noch nicht.

Es war im Monat Ramadan. Eine Familie im Flüchtlingslager lud sie ein, mit ihnen Iftar (Fastenbrechen) zu nehmen. Sechzehn Personen lebten in einer Hütte. Aber sie wurde von ihnen so freundlich empfangen, als wäre es ihr Palast.

Sie setzte sich hin und war richtig wütend auf den Gott der Muslime. „Diese Menschen hatten kaum etwas zu essen und ihr Gott verlangte von ihnen, dass sie auch noch fasteten! Das muss nun wirklich ein strenger Gott sein!“

Als sie ihre Gastgeber fragte, warum sie in einer so elenden Lage fasteten, antworteten sie, dass sie Allah und Seinen Propheten ﷺ mehr als alles andere in der Welt liebten. Da Allah den Menschen das Fasten vorgeschrieben hat, befolgen sie dies in Dankbarkeit. Lauren konnte die Liebe in ihren Augen sehen. Etwas bewegte sich in ihr. „Wenn das Islam ist, sagte ich zu mir, dann will ich es auch. Ich will auch so großzügig und mitfühlend sein. Ich will diese Religion von ganzem Herzen.“

Sie hatte noch einen langen Weg vor sich.

Zurück in London hatte sie ihre Arbeit wieder aufgenommen. Sie kam in Kontakt mit Taxifahrern aus Somalia und Eritrea. Sie war aus Begeisterung für den Islam überwältigt. Es wurden ihr die schönsten Geschichten über den Propheten ﷺ erzählt, wie er lehrte, dass das Paradies unter den Füßen der Mutter ist und dass die Mutter die verehrenswerteste Person auf der Erde ist, weit mehr als der Vater.

Die Erzählungen rührten sie zu Tränen. Sie waren in krassem Gegensatz zu dem, was sie in ihrer Gesellschaft sah. Sie kannte niemanden in ihrem Bekanntenkreis – weder einen Mann noch eine Frau – der sich um seine Familie kümmerte. Kinder zeigten keine Anteilnahme für die alternden Eltern oder Großeltern. Ihre Haltung war: Bringt sie in ein Heim und lasst sie für sich selber sorgen.

Aber diese Taxifahrer arbeiteten 18-20 Stunden, damit sie etwas Geld für die Bedürfnisse ihrer Familie schicken konnten. Ihre Liebe und Sorge für die Eltern, Frauen und Kinder war spürbar.

Das Schlüsselerlebnis hatte sie auf einer Reise in den Iran als Reporterin für Press TV. In einer Moschee in Qom ist sie in Tränen ausgebrochen. Sie dachte immer, sie sei so klug und gebildet und plötzlich ist dieses Aha-Erlebnis, die Einsicht, dass Narzissmus zu nichts führt. Alle negativen Gefühle verflüchtigten sich. „Ich sagte aus ganzem Herzen, ‚O Allah, ich danke Dir!‘ Ich wurde von wahrer Freude ergriffen. In dieser Nacht schlief ich auf dem Boden in der Moschee. Ich war ängstlich. Was wird auf mich zukommen?“

Am nächsten Morgen, als sie aufwachte für Fajr, waren all ihr Ängste verflogen. Sie hatte unerwartet ein intensives, spirituelles Erwachen erlebt. Etwas nicht Erklärbares hatte sich ereignet. „Ich wurde Muslim.“

Ich hatte die Gelegenheit, anschliessend mit Lauren Booth zu sprechen. Ich sagte ihr, dass mich ihre Geschichte an die spirituelle Reise von einem bedeutenden islamischen Gelehrten erinnerte, Muhammad Asad in seiner Autobiografie „The Road to Mecca“ (Der Weg nach Mekka).

Lauren Booth war angenehm überrascht. „Dieses war das erste Buch, das mir ein muslimischer Bruder gab, nachdem ich Muslim geworden bin“, sagte sie. Sie war ganz perplex als sie es las. „Wenn man den Titel und Autor des Buches ändert, könnte es meine eigene spirituelle Reise sein!“

Geborene Muslime nehmen ihre Religion als Selbstverständlichkeit. Wenn Tätigkeiten in Routine erstarren, wird die Schönheit übersehen. Die Anhänger der Säkularisierung haben keinen Sinn für Sakrales. Pharaonische Unterdrücker perpetuieren Ungerechtgkeit. Extremisten entwürdigen die Botschaft des Islams – Barmherzigkeit und Mitgefühl – mit Gewalt.

Muslime wie Lauren Booth, die den Islam nach einer Odyssee ihres eigenen Herzens gefunden haben, erinnern uns an die wahre Bedeutung ein Muslim zu sein.

theamericanmuslim.org

Übersetzt durch

Der wahre Islam