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Ihsan ist ein islamischer Begriff, den wir aus dem bekannten Hadith vom Engel Gabriel alayhi Salam kennen.

Einmal besuchte der Engel Gabriel in Gestalt eines Mannes den Propheten ﷺ in der Anwesenheit der Gefährten. Das war gegen Ende des Prophetentums und der Grund dafür war die Zusammenfassung einiger islamischer Lehren zum Nutzen von uns allen.

Gabriel fragte über Islam, Iman, Ihsan, den Jüngsten Tag und das Schicksal. Der Prophet ﷺ antwortete zu Ihsan: „Man dient Allah so, als ob man Ihn sehen würde. Obwohl man Ihn nicht sehen kann, sieht Er uns ganz bestimmt.“ (Muslim) Tatsächlich wäre unser Salah (Gebet) optimal, wenn wir es mit diesem Gefühl verrichten würden. Ihsan bedeutet ein gesundes Maß von Gottesfurcht zu erreichen, indem man dieses angenehme Gefühl von Nähe zu Allah hat.

Das ist das Ziel des Suchenden nach spiritueller Reinheit. Abdul-Hamid Siddiqi, der Übersetzer von Sahih Muslim in Englisch, bezeichnet Ihsan als den Sinn von Tassawuf (Mystik). Dieses unbeschreibliche Glücksgefühl durchströmte einen Mann, der seinem Mentor erzählte, dass er Ihsan in seinem Gebet erreicht habe und sich fühlte, als ob Allah anwesend wäre. Der Mentor antwortete: „Es ist gut, wenn du im Gebet dieses Gefühl hast. Aber hast du dieses Gefühl auch in der Beziehung zu anderen? Hast du Ihsan auch erreicht in der Beziehung zu deiner Ehefrau und den Kindern, zu Verwandten und Freunden? In allen sozialen Beziehungen?“ Mit großer Verwunderung nahm der Schüler zur Kenntnis, dass sich Ihsan nicht auf das Verrichten des Gebets beschränkt, sondern für alle Bemühungen im Leben gilt.

Der Mentor in dieser Erzählung war Dr. Abdul Hai Arfi, der bei Maulana Ashraf Ali Thanvi lernte. Eines der vielen Verdienste von Maulana Thanvi war sein Auflebenlassen der islamischen Lehren betreffend soziale Beziehungen sowie Verbindungen zu nicht religiösen Angelegenheiten. Seine Botschaft lautete: „Man muss ein guter Mensch werden, bevor man ein guter Muslim werden kann.“ Diese Aussage räumt mit dem fatalen Missverständnis auf, das den Islam auf die Verrichtung der rituellen Gottesdienste – das Gerüst – reduziert und den ganzen Rest ausblendet. Ein integraler Bestandteil des Islam handelt von unseren sozialen Beziehungen. Es geht darum, wie wir uns in der Familie verhalten und wie wir mit Verwandten, Freunden, Nachbarn, Kollegen und allen Menschen in Beziehung stehen.

Ein Eckpfeiler dieser islamischen Lehren ist die Vorausstzung, dass man niemandem mit einer Äußerung oder Handlung schadet, wie es in dem bekannten Hadith steht: „Ein Muslim ist, vor dessen Hände und Zunge die Muslime sicher sind.“ (Al-Bukhari) Das heißt nicht nur, dass man keine Steine gegen sie wirft und und sie nicht verleumdet, sondern es bedeutet auch, dass man nichts sagt oder tut, was jemanden kränken könnte.

Dieser Hadith beschreibt es als entscheidendes Merkmal eines Muslims. Obwohl es heißt „Muslime“, sind sich die Gelehrten einig, dass es auch gegenüber Nichtmuslimen gilt, die den Muslimen nicht den Krieg erklärten. Jemand, der durch eine absichtliche oder leichtsinnige Äußerung oder Handlung anderen schadet, hat es nicht verdient Muslim genannt zu werden.

Wir erkennen den Wert dieser Lehren, da es offensichtlich ist, dass die meisten Probleme im Leben von Menschen verursacht werden. Das Leben kann wegen familiärer Probleme zur Hölle werden. Spannungen in der Ehe, Reibereien zwischen Eltern und Kindern, Streitereien unter den Geschwistern und Verwandten. Solche Sachen kennen alle. Aber können diese Probleme entstehen und wachsen, wenn jeder sich aufrichtig bemüht niemanden zu kränken? Das gilt auch innerhalb einer Gemeinschaft.

Der Islam strebt eine Gesellschaft an, die der Inbegriff für Zivilisation, Höflichkeit und Mitgefühl gegenüber anderen ist. Dies wird erreicht, wenn solche Eigenschaften als Bestandteil des Glaubens hervorgehoben werden. Abu Huraira Radiallahu anhu berichtete, dass der Prophet ﷺ sagte: „Der Glaube umfasst mehr als siebzig Teile (oder über sechzig Teile); der beste ist die Aussage, dass nur Allah anbetungswürdig ist und der geringste besteht aus dem Entfernen eines Hindernisses auf dem Weg.“ (Muslim) Das ist Rücksichtnahme. Und offensichtlich gibt es keine Spur von Iman unter diesem.

Wir sehen diese rücksichtsvolle Behandlung der Menschen im Leben des Propheten Muhammad ﷺ. Dieses Verhalten kam in Kleinigkeiten zum Ausdruck. Beispielsweise wird von Muslim überliefert, dass der Prophet ﷺ jemanden besuchte und dort gab es Personen, die schliefen. Darum grüßte er in einer Lautstärke, laut genug, damit die wachen Personen ihn hörten ohne die Schlafenden zu stören. Wenn er jeweils in der Nacht für Tahadschud (Gebete gegen Ende der Nacht) aufstand – für uns sind es Sunnagebete – machte er so leise, dass die schlafende Frau nicht gestört wurde.

Falls jemand etwas Falsches tat und er dies zum Anlass für eine Lektion an alle nahm, dann erwähnte er keinen Namen, sondern verallgemeinerte den Fall. Es gibt in dieser Sache zwei Extreme, die vermieden werden müssen. Einerseits besteht die Versuchung, die Angelegenheit von richtig und falsch unter den Teppich zu kehren, um keine Gefühle zu verletzen. Andererseits besteht die Gefahr, den Fehler ohne Rücksicht auf die Gefühle des Fehlbaren anzusprechen. Während wir diese extremen Haltungen bei Gläubigen – die gegensätzliches Verständnis bei der Ausübung ihrer Religion haben – erkennen, übersehen wir oft, dass die Ursache in beiden Fällen auf mangelndes Verständnis der Religion zurückzuführen ist, wodurch der zwischenmenschliche Bereich als weltliches Thema abgetan wird, unabhängig vom Islam!

Wir müssen uns bewusst sein, dass der Islam eine Lebensordnung ist. Wir müssen unser ganzes Leben nach den Lehren von Allah und Seinem Propheten ﷺ ausrichten, nicht nur ein paar Bereiche unserer Wahl. Unser Engagement für den Islam muss nicht nur das ganze Leben lang bestehen, sondern auch das ganze Leben umfassen.

muslimvillage.com

Übersetzt durch

Der wahre Islam