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Der Islam ist Staatsreligion in Marokko. Das nordafrikanische Land unterhält aber drei Gerichte, die nach jüdischen Gesetzen Recht sprechen.

Yosef Israel ist kein gewöhnlicher Richter. Der 62-Jährige spricht Recht im Namen des marokkanischen Königs Mohammed VI. und fasst seine Urteile auf Arabisch ab, aber er wendet dabei nicht die Gesetze des nordafrikanischen Landes an, sondern das jüdische Gesetz. In seiner Amtsstube mit der Nummer 133 im Gerichtshof der Wirtschaftsmetropole Casablanca verfügt er weder über ein Exemplar des marokkanischen Strafgesetzbuchs noch über ein Handbuch zum Familienrecht. Israel schlägt in zwei anderen Werken nach: im Talmud, einem der wichtigsten Schriftstücke des Judentums, oder im Gesetzeskodex des Rabbiners Yosef Karo aus dem 16. Jahrhundert.

Drei Gerichte in Marokko - in Casablanca, Tanger und Marrakesch - unterhalten eigene Kammern für die im Land lebende jüdische Minderheit. Man schätzt, dass in dem arabischen Land etwa 5000 Juden leben. Offizielle Statistiken liegen nicht vor. «Diese Gerichte sind einzigartig», sagt Zhor Rhihil, Konservatorin des Museums des marokkanischen Judentums in Casablanca.

«Ich bin ein Beamter eines islamischen Staates, der es mir ermöglicht, nach jüdischem Recht zu urteilen», schildert Israel. «Dies erfüllt mich mit großem Stolz, vor allem wenn ich im Ausland von meinen Erfahrungen spreche.» Der Richter mit dem weißen Bart und der Kippa auf dem Kopf verurteilt keine Verbrecher. Er und die anderen jüdischen Richter sind allein für persönliche Angelegenheiten marokkanischer Juden zuständig. Dazu gehören vor allem Eheschließungen, Scheidungen oder die Regelung von Streitigkeiten über Erbschaften.

Dies sind nicht immer Routine-Angelegenheiten. «Wir bekommen es zuweilen mit komplizierten Fällen zu tun», erzählt der Richter. «Ich erinnere mich zum Beispiel an eine Frau, die eine Scheidung einreichen wollte. Die Heiratsurkunde ihrer Eltern wies sie eindeutig als Jüdin aus. Aber dann stellte sich heraus, dass sie wegen ihres Ehemannes zum Islam konvertiert war und nun zum Judentum zurückkehren wollte. Aber das ist nach dem Gesetz offiziell verboten.»

Da die jüdische Gemeinde relativ klein ist, hält sich die Zahl der Fälle, über die der Richter zu entscheiden hat, in Grenzen. «Es kommt aber nicht auf die Menge an, sondern es geht um das Prinzip», betont Israel. «Ein Land, dessen offizielle Religion der Islam ist, erlaubt es den jüdischen Bürgern, nach hebräischen Gesetzen zu heiraten, sich scheiden zu lassen und zu erben.»

Der aus Tetuan im Norden Marokkos stammende Richter hat noch ein zweites Amt inne. Er ist auch Rabbiner an der Synagoge der Millionenmetropole Casablanca. «Vielen Leuten ist diese Doppelfunktion nicht klar», sagt Israel. «Wer mich im Gericht aufsucht, kann den Eindruck bekommen, es mit einem Geistlichen zu tun zu haben. Manche lassen es dann an Respekt vermissen. In solchen Fällen greife ich aber durch und lasse die Betreffenden wegen Beleidigung eines Richters für mehrere Stunden unter Arrest stellen.»

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