- Geschrieben von : editor1
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Veröffentlicht: 02. Januar 2016
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Ich kann mich erinnern, in meiner Kindheit waren meine Eltern dauernd wegen Geldsachen und Lebensumständen am kämpfen. Wir wohnten in einer Sozialwohnung im Süden von Chicago und hatten kaum etwas zu essen. Es war für meinen Vater schwierig, eine zehnköpfige Familie einigermaßen durchzubringen.
Schwere Jugend
Mein Vater arbeitete hart, aber er hat in der Freizeit seinen Lohn vertrunken und meine Mutter geschlagen. Trotzdem liebe ich meinen Vater. Er hat irische und deutsche Wurzeln und das zeigt sich auch in seinem Lebensstil.
Immer wenn er betrunken oder verärgert nach Hause kam, hat er es an mir und meinem jüngeren Bruder ausgelassen. Manchmal konnte ich wegen all der Schlägekaum mehr gehen und atmen. Für jedes falsche Wort von meinem Bruder erhielt ich von seinem Anteil auch noch.
Als Teenager war ich mit all den Sachen in meinem Umfeld konfrontiert, wie Freundinnen, Affären, Bars, Trinken, Drogen und solche Sachen, aber ich konnte da nicht mitmachen, ich fühlte, dass dies nicht richtig war.
Mein Bruder war einer der größten Drogendealer von Chicago. Oft kam er mit seinem Anteil des Stoffs nach Hause, um es in der Nachbarschaft zu verkaufen. Er wusste, was ich davon hielt. Und eines Tages, als er nicht da war, habe ich Drogen im Wert von 1000 Dollar genommen und die Toilette runtergespült. Als er es bemerkte, wollte er mich umbringen und er hätte es getan, wenn er die Gelegenheit dazu gehabt hätte. Die Eltern gaben mir die Schuld, weil ich der Ältere war und ich hätte ihn davon abhalten müssen.
Suche nach Wissen
Da ist mir bewusst geworden, wie schnell das Leben vorbei sein konnte und ich wollte nicht als Dummkopf sterben. So fing ich an alles und jedes zu lesen. Sobald ich ein Buch durch hatte, fing ich gleich mit dem nächsten an.
Wendepunkt
1995 hatte ich ein Mädchen kennengelernt, das ich wirklich liebte. Obwohl die Gelegenheiten dazu vorhanden waren, ging es mir gegen den Strich, mit jemandem außerhalb der Ehe intim zu sein. Wenige Monate später habe ich ihr die Verlobung vorgeschlagen und dann waren wir gut drei Jahre verlobt ohne intim zu sein. Wir waren uns einig, dass dies nur zu noch mehr Problemen führte. In dieser Zeit konnte ich viel lernen und ich begann mir über den Sinn des Lebens bewusst zu werden. Irgend etwas fehlte mir, aber ich konnte nicht sagen, was es war, darum suchte ich weiter.
Je mehr ich las, desto ärgerlicher wurden meine Eltern. Es war eine Art Neid, weil ich mehr wusste als sie und darum fingen sie an mich verbal anzugreifen. Sie nannten mich ein schlechtes Kind, undankbar für was sie mir gegeben hatten. Aber ich achte sie für meine Erziehung und ich bin auch dankbar für was sie mir gaben. Sie haben mich zu Selbständigkeit erzogen.
Mit 12 Jahren hatte ich meinen ersten Job. Ein Jahr später arbeitete ich Vollzeit und verdiente so viel wie sie. Mit 16 hatte ich eine eigene Wohnung. Ich machte Einkäufe, kochte, putzte, machte meine Wäsche und bereitete mich aufs Heiraten vor.
Meine Eltern beurteilten die Leute nach ihren Taten und ich finde das auch gut. Aber dadurch hasste ich die Muslime und den Islam.
Ein wertvolles Geschenk
1997 hat mir meine Verlobte einen Koran geschenkt, einfach nur weil ich gerne lese. Aber da ich die Muslime so sehr hasste, löste dies einen so heftigen Streit aus, dass wir uns für ziemlich lange Zeit trennten. Dann habe ich aber doch mal darin gelesen. Ich kann mich noch an diesen Tag erinnern. Das Haus war sauber und aufgeräumt, die Luft war frisch und das Licht gedämpft, eine gute Stimmung zum Lesen. Es war die Übersetzung von Abdullah Yusuf Ali.
Ich las sein Vorwort und die ersten drei Seiten und ich begann zu weinen wie ein Kind. Ich weinte und weinte und konnte gar nicht mehr aufhören. Ich erkannte mit meinem Herzen, dass es genau das war, was ich am suchen war und es ärgerte mich, dass ich es nicht früher gefunden hatte.
Das war etwas ganz anderes, als was ich vom Islam kannte. Auf jeder Seite fühlte ich mich angesprochen.
Danach habe ich mich mit meiner Verlobten versöhnt und wir haben über diese Sache wie Erwachsene gesprochen. Kurze Zeit später haben wir beide den Islam angenommen und wollten ein islamisches Leben führen, auch wenn dies bedeutete, uns zu trennen.
Als meine Eltern davon erfuhren war die Hölle los. Mein Vater drohte mich umzubringen. Er sagte: „Du bist als Katholik geboren und so Gott mir hilft, werde ich sicherstellen, dass du auch als Katholik sterben wirst.“
Die Reaktion meiner Mutter war ähnlich und sie warf mich aus dem Haus, so dass ich für sechs Monate auf der Strasse leben musste.
Ich suchte mein Essen in den Abfallkübeln und schlief draussen in den kältesten Nächten und Schneestürmen von 1999. Ich lief Meilen um mit Muslimen zu sein. Ich wurde von der Polizei aus Quartieren vertrieben, weil ich in schwarzen Quartieren das Jumma (Freitags-) Gebet besuchte. Ich wurde mit Steinen beworfen, angespuckt und beschimpft, alles nur weil ich mit Muslimen zusammen sein wollte.
Dann fand ich einen Freund und er sagte zu mir: „Wenn du in meiner Auspuffbude für uns eine Moschee baust, dann kannst du dort bleiben, bist du was gefunden hast.“ Ich sagte zu.
Die Auspuffbude hatte ein Obergeschoss, etwa 2000 m² als Lagerraum. Jeden Tag verbrachte ich Stunden damit, den Raum aufzuräumen. Innerhalb von einem Monat hatte ich die Hälfte davon durch eine Wand abgetrennt, Fenster und Türe eingebaut, Teppich ausgelegt, gemalt und die erste Auspuff Moschee in der Stadt Chicago konnte eröffnet werden.
Nach sechs Monaten hatte ich einen guten Job gefunden und bin mit zwei guten Freunden zusammengezogen.
1999 wurde ich zum Präsidenten des Muslimvereins meines College ernannt. Ich besuchte täglich Halaqahs (Unterrichte), Seminare, hatte einen Mentor und viele Beziehungen zu meinen ehemaligen Feinden, den Muslimen.
Der Hadsch
2001 machte ich die Pilgerreise nach Mekka, eine Erfahrung, die ich nie vergessen werde. Ich besuchte auch Medina und die Region. Ich sah mit eigenen Augen Orte der islamischen Geschichte.
Inzwischen habe ich erkannt, dass man den Islam nicht aufgrund der Taten der Muslime beurteilen kann.
Ich hatte die einmalige Gelegenheit meinen Traumjob zu erhalten. Ich wollte schon immer humanitäre Arbeit leisten. Ich arbeite nun schon mehr als ein Jahr für Global Relief Foundation.
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