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Mein Name ist Jon Dean. Die Leute stellen mir viele Fragen: „Warum hast du das gemacht? Wie reagierte deine Familie? Was sagen deine Freunde? Wie hat es sich auf dein Leben ausgewirkt? Wie kommt ein englischer, nichtpraktizierender Christ zu einer anderen Religion?“

Die Geschichte fing 2008/9 an, als ich in Riyadh, Saudi Arabien war. Ich ging dorthin um zu arbeiten. Ich arbeite im Gesundheitswesen, Training und Ernährung. Also ging ich dorthin, weil es in Saudi Arabien Leute wie mich brauchte, um sie in diesem Bereich zu fördern.

Als ich hier anfing zu arbeiten, hatte ich keine Ahnung von Islam. Ich kannte nur diese Bilder aus dem Fernseher und ich dachte, dass Saudi Arabien und der Mittlere Osten so sein würden, vom Krieg erschüttert und ab und zu sprengt sich einer in die Luft.

Ich wusste nichts und dieses Bild, das ich hatte, beunruhigte mich etwas, bevor ich hierher kam. Ich hatte den Eindruck, dass der Islam sehr streng ist. Wenn man einen Fuß über die Linie setzt, ist man im Knast und wird ausgepeitscht und die Hände werden abgehackt. Man hört halt solche Sachen.

Darum habe ich erst mal damit angefangen, den Islam richtig zu verstehen, damit ich nicht im Knast endete. Nur aus diesem Grund fing ich an. Ich wollte ein normales Leben führen, möglichst so wie ich es Zuhause gewohnt war. Ich wollte nicht wegen irgendwas in Schwierigkeiten geraten oder im Gefängnis landen.

Ich habe mit vielen verschiedenen Menschen aus den verschiedensten Ländern zusammengelebt; Hindus, Buddhisten, Christen, Katholiken. Ich hatte auch Juden und Atheisten als Freunde und spirituelle Menschen, die unterschiedliche Rituale vollzogen, auch Sachen, die nicht religiös waren, aber obwohl sie an keine der Schriften glaubten, so glaubten sie an einen Schöpfer.

Ich wusste schon immer, dass es etwas Größeres gibt, was ich nicht sehen konnte. Ich war nie ein Atheist und ich konnte nie an diesen Knall glauben, dieser riesige Zufall ohne dass es für mich einen Grund im Leben gab, keine Verbindung zu etwas, ich bin einfach da und kann machen, was ich will. Weil ich daran nicht glaubte, hatte ich in meinem Leben einen festen Grund, aber ich wollte mehr darüber wissen.

Irgendwie hatte ich immer einen Wissensdurst nach diesen unfassbaren Dingen. So las ich viele Bücher, zum Beispiel von Bruce Lee und Mohamed Ali. Kampfsport und Boxen interessierten mich und ich liebte die spirituelle Seite dieser Jungs; von wo sie ihre Kraft schöpften, ihren Glauben, ihr Mut weiterzumachen. Das hatte mich fasziniert.

Als ich in Saudi Arabien eintraf, war alles sehr beeindruckend, man denkt „wow“. Viele Frauen sind vollständig bedeckt und die Männer tragen ihre traditionellen Kleider. Das war total anders, als was ich mir gewohnt war. In diesem Land schien man nicht in der Öffentlichkeit zu lächeln. Man geht raus und die Leute in den Strassen lächeln nicht viel.

Aber es fiel mir auf, dass je mehr ich mit den Leuten sprach, desto freundlicher wurden sie. Ich dachte mir, von diesen Jungs wird wohl erwartet, dass sie richtig hart sind und nicht hilfsbereit. Mein Kopf war voll von solchen Missverständnissen. Es stellte sich dann heraus, dass die Araber wohl die gastfreundlichsten und nettesten Menschen auf diesem Planet waren.

Dazu war dies auch noch der gewaltfreiste, friedlichste Ort, den ich je besuchte. Dort musste ich meinen Rücken nicht im Auge haben. Da kann man um zwei Uhr morgens durch eine Gruppe von einem Dutzend 17/18-jähriger Jugendlichen vor einem Einkaufszentrum oder Kaffee gehen, einfach zwischen ihnen durchgehen, ohne dass man etwas befürchten muss. Diese Jungs sind höflich, fragen wie geht’s? was macht Manchester United? solche Sachen.

Die Leute hier sind freundlich und diese freundschaftliche Art, diese Gastfreundschaft, diese gebende Art, diese Haltung hier hat mich aufgerüttelt und ich habe mir Gedanken gemacht, warum diese Leute nicht so sind, wie es im Fernseher gezeigt wird. Keine Soldaten patroullieren in den Strassen, es scheint keinen Krieg zu geben, niemand sprengt sich in die Luft. Wenn diese Sachen nicht so sind, wie man es mir glaubhaft machen will, dann ist vielleicht auch diese Religion gar nicht so streng und einschränkend wie ein Gefängnis.

So habe ich dann vermehrt mit meinen Freunden über die Religion gesprochen und gefragt, wie sie damit zurechtkommen. Beispielsweise, ihr seid coole Jungs, wie schafft ihr es im Leben ohne dies und jenes zu machen? Und sie haben mir auch offen geantwortet. Zuerst erzählten sie jeweils vom Propheten Muhammad ﷺ, seinem Leben und was er zu tun pflegte und wie produktiv er war, dass er einen ausgewogenen Lebensstil führte und dass er freundlich und großzügig war und noch mehr. Ich dachte bei mir, wow dieser Kerl ist wirklich interessiert.

Dann habe ich angefangen mehr über den Propheten ﷺ und die anderen Propheten des Islam zu lesen. Ich wurde von Gedanken überschwemmt. Diese Informationen und wie all die Geschichten aus der Bibel, die ich in der Schule gelernt hatte, auch im Koran erwähnt wurden. Diese beiden Religionen waren so ähnlich. Eigentlich waren es ja drei Religionen, die Abrahamische, Jüdische und der Islam, die so eng verbunden waren. Und das ist mir eingefahren. Ich dachte, wow diese Geschichte habe ich schon gekannt und jene auch und so bekam ich immer mehr Informationen.

Als Wissenschaftler, das ist ein ganz wichtiger Punkt – ich bin Forscher, wenn man beginnt den Koran oder die Hadithe zu studieren oder auch andere Texte zu den Informationen über diese Religion, dann findet man jede Menge unverblümte Beweise, wo man wirklich sagen kann, dass man die Quelle dieser Information erkennen kann, wo man den roten Faden durch die Geschichte nachvollziehen kann.

Nachdem ich einigen cleveren Leuten zugehört hatte, gingen mir die Augen auf und ich realisierte, dass alles was ich vorher wusste, ziemlich falsch war. Als ich angefangen habe darüber zu lesen, merkte ich, dass es ganz einfach und klar war; alles machte Sinn befolgt zu werden.

Eines Tages, nachdem mein Kopf mit Informationen, die ich gelesen und gelernt hatte, gefüllt war, saßen wir im Krankenhaus beim Mittagessen, als einer meiner Freunde zu mir sagte: „Ich hoffe, dass du eines Tages ein Muslim werden wirst in scha Allah (so Gott will)!“ Ich sagte: „Weißt du was, ich denke, ich bin bereit.“ Da fragte er: „Was, du bist bereit?“ Und ich sagte: „Ja, ich bin bereit. Ich will das machen. Ich will ein Muslim werden.“

Ich habe studiert. Ich habe nachgeforscht, ich bin halt ein wissenschaftlicher Freak. Ich glaube daran. Ich fühle so etwas wie einen Drang danach. Etwas schien mich zu stoßen. Ich wollte es machen. Ich wollte es hinter mich bringen. Ich musste diese Chance ergreifen.

Ich sprach die arabischen Worte der Schahada (Glaubensbekenntnis) nach und sagte es auch auf Englisch. Das war es. Der Ball kam ins Rollen. Umarmungen, strahlende Gesichter.

Ich erinnere mich noch, als ich dann die Treppe hoch stieg, nahm ich die Geräusche um mich herum ganz anders wahr. Es ist schwierig zu beschreiben, aber es war irgendwie so klar in meinem Kopf. Alles um mich herum wurde ruhig. Ich ging zu meinen Kollegen und alle gratulierten mir und schüttelten meine Hand und es kam mir vor, als könnte ich sie kaum hören. Ihre Stimmen tönten viel leiser, seltsam. Dafür war etwas in mir drinn, das immer lauter wurde. Es war so, als ob jemand den Geräuschpegel von aussen und innen verändern würde und während ich sprach wurde dieses Geräusch in mir drinn immer lauter und lauter.

Langsam fühlte ich mich emotional etwas unwohl, weder glücklich, noch traurig, noch etwas das ich schon mal gefühlt hatte. Darum habe ich mich entschuldigt und ging zur Toilette. Dort verriegelte ich die Türe und stand einfach vor dem Spiegel. Die Geräusche wurden immer lauter und auch meine Gefühle verstärkten sich.

Vielleicht kann man es vergleichen mit einem kochenden Kessel, der plötzlich pfeifen würde. Ich beugte mich über das Waschbecken und spritzte mir Wasser ins Gesicht, dabei überlegte ich mir, was wohl in mir vorgeht? Ich erinnere mich noch genau, wie ich in Tränen ausbrach. Ich weinte und weinte und ich blickte in den Spiegel und weil ich so bitter weinen musste fing ich an zu lachen und so lachte ich und weinte und ich dachte mir, wenn jetzt jemand kommen würde und mich so sehen würde? Es war wie ein gewaltiger Ausbruch von Gefühlen.

Es ist ein merkwürdiges Gefühl, darüber zu sprechen. Ich kann es gar nicht richtig beschreiben, aber ich mag solche spirituellen Erlebnisse. Kein Wissenschaftler kann dies einordnen.

Das ist etwas zwischen dir und Gott und wenn die Leute es glauben, so glauben sie es. Und wenn nicht, dann eben nicht.

Wenn jemand dies erfahren darf, dann ist es unschätzbar. Ich möchte das für jeden.

onislam.net

Übersetzt durch

Der wahre Islam