عربي - English - Française - Português - Español - - Italiano - русский

Nun sind wir da, in der Mutter der Städte, in Mekka. Sie wird im Koran als „Umm al-Kura“ ([6:92][42:7]), die Mutter aller Städte, genannt. Dieser Name gehört zu den bekanntesten Namen Mekkas. Der große Korankommentator Katâda sagte, dass Mekka deshalb so benannt wurde, weil die Erde von ausgehend Mekka geschaffen sei, während nach den Angaben Suddis Mekka die Mutter der Städte ist, da hier das erste Gotteshaus errichtet wurde. Nun sind wir also hier.

Wir werden mit den ersten Pflichten der Hadsch und der Umra anfangen. Diese sind der Tawâf, die siebenmalige Umrundung der Kâba, und der Saj, das Laufen eiligen Schrittes zwischen den Hügeln Safâ und Marwa. Von den Strapazen der nächtlichen Anreise erholen wir uns in unseren Hotelzimmern. Wir legen unseren Pilgern nahe, ohne unsere Kenntnis nicht ihre Plätze zu verlassen. Außerdem erinnern wir sie nochmal an die Regeln des Ihrâm.


Mit den anderen Gruppenführern beschließen wir, uns mit unseren Pilgern nach dem Nachtgebet zur Masdschid al-Harâm zu begeben. Mit den Bussen machen wir uns dann auf den Weg. Während der Fahrt gesellen wiederholen wir immer wieder die Talbijja und den Takbir. Die Einwohner begrüßen uns mit Freude und verabschieden uns anschließend zum ersehnten Ort. In der Nähe des ältesten Friedhofes Mekkas, dem Dschannat al-Ma’la, verlassen wir die Busse und führen unsere Gruppe von hier aus zu Fuß zur Kâba. Wieder Talbijja, wieder Takbir…


Auf dem Weg zur Kâba

Nun versuchen wir durch die Tür zur Kâba zu gelangen, die am nächsten zu Hadschar al-Aswad, dem schwarzen Stein an der Kâba, gelegen ist. Zu unserer linken Seite steht die Bibliothek Mekkas, ehemaliges Geburtshaus unseres Propheten. Zu unserer Rechten liegen die Waschräume. Auf dem Platz stand das ehemalige Haus von Abû Dschahîl. Wir befinden uns in der Mitte des dreistöckigen Korridors, der zwischen den Hügeln Safâ und Marwa errichtet worden ist. Dieser Korridor weitet sich bis zu den Palästen des Königreiches aus. In den Handbüchern steht zwar, dass es am ehesten empfohlen ist, durch die Tür „Salâm“ einzutreten, doch das ist heutzutage aufgrund der Menschenmassen nahezu unmöglich. Sie ist von den saudischen Zuständigen gesperrt worden.



Bevor wir zur Kâba gelangen, sollte man zunächst die Kâba und ihre Umgebung beschreiben, obwohl die Pilger schon ungeduldig die Kâba sehen wollen. Wir erklären ihnen die Plätze, in denen sie auf die Gruppe warten müssen, wenn sie von der Menschenmasse losgerissen werden. Viele Menschen stehen nun hier versammelt, die sich für das Eintreten in die Masdschid al-Harâm vorbereiten. Obwohl solch eine große Menschenmasse an einem Ort ist, hört man keine lauten Stimmen. Denn aus Höflichkeit und Rücksicht den anderen Mitmenschen gegenüber, ist es hier nicht angebracht, laut zu reden.



Dann beschreiben wir unseren Pilgern die Strecke zwischen den Hügeln Safâ und Marwa, die heute zu einem langen Korridor ausgebaut ist. Der am nächsten zu Sara gelegene Hügel ist Safâ und der gegenüberliegende Marwa. Deshalb fängt man beim Saj beim Hügel Safâ an und geht zum Hügel Marwa. Das Ganze wird insgesamt sieben Mal wiederholt und am Hügel Marwa beendet. Ich erlaube nun unseren Pilgern, endlich in den Haram einzutreten. Ich erinnere sie nochmal daran, dass ihr erstes Bittgebet, das sie sprechen, sobald sie den ersten Blick auf die Kâba werfen, von unserem Herrn inschâallâh akzeptiert wird. Daher können sie alles von Gottes Gnaden erbitten. Wir wiederholen unsere Absicht (Nija) und ich erinnere unsere Pilger daran, wie sie die Absicht für den Saj fassen sollen. Anschließend wenden wir uns zu den am nächsten zur Hadschar al-Aswad stehenden Türen. Die Aufregung ist besonders bei den jungen Leuten, die zum ersten Mal pilgern, sehr groß.


Die Kâba, das Zentrum der Welt

Hier steht das Haus unseres Herrn, die Kâba, mit seiner ganzen Pracht vor uns. Sie blickt uns wie eine in schwarz gehüllte Braut an. Jede Hand ist aufgerichtet und jede Zunge flüstert leise ihre Gebete. Viele Tränen haben schon längst die Augen verlassen. Während wir glücklich die Kâba in ihrer vollen Schönheit betrachten, sehen wir die Pilger, die vor uns da sind und den Tawâf machen. Dass viele Menschen aus verschiedenen Teilen der Welt hier zusammengekommen sind, um friedlich miteinander ihre Gebete auszusprechen und das Wohlwollen unseres Herrn erstreben, versetzt uns in eine noch größere Begeisterung. Man fühlt sich, als ob man in einem großen Fluss badet. Ein Fluss aus vielen verschiedenen Menschen. Auch wenn man nicht jedes Gebet versteht, so erahnt man doch, dass alle das Gleiche wollen, das Wohlwollen Allahs. Einige verlangen dies mit lauter Stimme, andere wiederum in sich gekehrt, ganz leise vor sich hinbetend…



Andere wiederum lassen nur durch ihre heimlichen Tränen vernehmen, was sie in diesem Moment empfinden. Wir beenden unsere Bittgebete vor der Kâba und schließen uns zu den Pilgern zum Tawâf an. Anschließend werden wir das Tawâf-Gebet verrichten. Dann werden wir vom Zamzam-Wasser trinken. Wir werden aus diesem Brunnen bis zur Erschöpfung trinken, so wie es der Sunna entspricht. Denn bei den Pilgerbesuchen daheim bekommt man den Zamzam nur in einer kleinen Tasse eingeschenkt. Es wird gesagt, dass das Zamzam-Wasser eine wohltuende Wirkung auf verschiedenste seelische und körperliche Krankheiten hat. Daher beten wir am Zamzam-Brunnen inbrünstig, von unseren Leiden befreit zu werden. Wir hoffen, dass Allah teala unsere Bittgebete erhört.


Stationen der Hadsch

Nach dem Tawâf und dem Tawâf-Gebet begeben wir uns nun zum Platz Masâa, um den Saj zu vollziehen. Da wir bei diesem ersten Tawâf im Ihrâm sind und hier eine große Menschenmasse ist, haben wir unsere Pilger vom Hadschar al-Aswad ferngehalten. Zwar fängt man mit dem Tawâf mit dem Küssen des schwarzen Steins an, was eine empfohlene Sunna ist, aber nur wenn gute Bedingungen dafür gegeben sind. Heutzutage ist dies durch die vielen Menschen nicht gewährt. Es reicht vollkommen, wenn man den Hadschar al-Aswad von weitem begrüßt. Bevor wir uns zum Saj begeben, erklären wir unseren Pilgern, an welchen Orten der Kâba die Bittgebete am meisten erhört werden. Den Überlieferungen zufolge, sind diese Orte für das Erhören der Gebete angegeben: Die Ecke bei der Hadschar al-Aswad, al-Multazam, die Stelle zwischen dem schwarzen Stein und dem Tor der Kâba, Zamzam, Hatîm, Rukn al-Jamânî, die Hügel Safâ und Marwa.



Zu den einzelnen Plätzen sei folgendes angemerkt: Die Ecke des schwarzen Steins Hadschar al-Aswad ist allgemein bekannt. Es wird überliefert, dass der Stein ursprünglich weiß war und mit der Zeit schwarz wurde. Man weiß, dass unser Prophet (saw) höchstpersönlich den Stein begrüßt und geküsst hat.



Al-Multazam ist die schmale Stelle zwischen dem Stein und dem Tor der Kâba. Es ist empfohlen, besonders nach dem Abschiedstawâf und dem Tawâf-Gebet hier stehen zu bleiben, die Decke der Kâba anzufassen und inbrünstig den Herrn zu preisen. Hatîm ist der Ort nördlich der Kâba und mit einer Mauer umgeben, in der sich auch die goldene Dachrinne der Kâba befindet. Dieser Ort wird als das Innere der Kâba gesehen. Daher werden die hier verrichteten Gebete wie die in der Kâba vollzogenen Gebete akzeptiert. Das Durchschreiten dieser Stelle, um den Tawâf zu verrichten, ist nicht gültig.


Rukn al-Jamânî ist die Ecke der Kâba, die in Richtung Jemen zeigt. Unser Prophet begrüßte auch hier die Stelle und sagte seinen Gefährten, dass der Erzengel Gabriel dort sitz und auch sie die Stelle begrüßen sollten. Daher ist es auch gut, an dieser Stelle zu beten.


Die Hügel Safâ und Marwa sind die beiden Hügel, zwischen denen unsere Mutter Hadschar auf der Suche nach Wasser für ihren Sohn Ismael (as) hin- und hergelaufen ist. Das Zamzam-Wasser fließt aus einem kleinen Tal zwischen diesen beiden Hügeln.


Mit unserer Gruppe begeben wir uns zu dem Ort Masâa, dem Korridor zwischen Safâ und Marwa. Dieser Korridor besteht aus drei Stockwerken. Auf jedem Stockwerk kann man seine Saj vollziehen. Wir haben unsere im mittleren Stockwerk beendet und unsere Gebete ausgesprochen. Wir erinnern unsere Pilger daran, dass diejenigen von ihnen, die die Hadsch Tamattu anstreben, sich die Haare nun kürzen können. Somit ist der Weihezustand für sie aufgehoben und ihre Umra beendet. Diejenigen, die aber die Hadsch Kiran und die Hadsch Ifrad beabsichtigen, dürfen den Weihezustand noch nicht verlassen.


Nach diesem ersten Abschnitt der Pflichten des Hadsch sagen wir der Gruppe, dass sie entweder hier bleiben können, um das Morgengebet an der Kâba zu verrichten oder mit uns in das Hotel zurückkehren können. Ich kehre mit einigen Pilgern in das Hotel zurück.


Auf dem Rückweg tauschen wir mit unseren Pilgern die ersten Empfindungen aus. Auch wenn wir körperlich sehr müde sind, fühlen wir alle unsere Seelen von einer inneren Ruhe und geistiger Erfüllung umgeben.

Quelle: igmg